DIE BRAUT DES SATANS - Peter Sykes

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Prisma
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DIE BRAUT DES SATANS - Peter Sykes

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Richard Widmark   Christopher Lee   Nastassja Kinski

DIE BRAUT DES SATANS


● TO THE DEVIL A DAUGHTER / DIE BRAUT DES SATANS (GB|D|1976)
mit Honor Blackman, Eva Maria Meineke, Denholm Elliott, Michael Goodliffe, Anthony Valentine, Izabella Telezynska, u.a.
eine Produktion der Hammer Films | Terra Filmkunst | im Constantin Filmverleih
ein Film von Peter Sykes

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»Ich fürchte, dein Leben ist nicht mehr so viel wert!«


Pater Michael Rayner (Christopher Lee) ist vor etwa zwanzig Jahren von der Kirche exkommuniziert worden. Seit dieser Zeit leitet er einen satanistischen Orden und wartet fortan auf den Zeitpunkt, seinem Herrn und Gebieter die erhoffte Wiedergeburt zu bescheren. Die junge Catherine Beddows (Nastassja Kinski), die von ihm und seinen Jüngern seit ihrer Geburt aufgezogen wurde, soll mit Vollendung ihres 18. Lebensjahrs die Braut des Teufels werden. Henry Beddows (Denholm Elliott), der seinerzeit diesem teuflischen Pakt zugestimmt hatte, bittet nun den in London lebenden US-Autor John Verney (Richard Widmark) um Hilfe, damit Schlimmeres noch verhindert werden kann. Wird er die Pläne des Exkommunizierten durchkreuzen können..?

Bei "Die Braut des Satans" handelt es sich um einen der zahlreichen Vertreter, die irgendwo unter dem üblichen Sahnehäubchen auf dem Kuchen, sprich William Friedkins "Der Exorzist", zu finden sind, denn das Thema war äußerst ergiebig und prädestiniert dafür, ordentlich ausgeschlachtet zu werden. So wurden eben die guten und die schlechten Vertreter fabriziert, und man darf gespannt sein, für welche der Seiten sich dieser Beitrag entscheiden wird, beziehungsweise ob sich ein eigenständiger Charakter entfalten kann. Der feierliche Einstieg führt den Zuschauer gleich in eine Kirche, doch es handelt sich eher um ein Trugbild, da man einer Exkommunikation beiwohnen darf, bei der Hauptdarsteller Christopher Lee den Kürzeren zieht. Diese schnell abgehandelten Szenen führen gleich in die Gegenwart, also das Produktionsjahr des Films, und man kommt mit zeitgenössischen, sowie modern wirkenden Sets in Berührung, deren vornehmste Aufgabe es sein wird, einen - wenn man so will - mutmaßlichen Realitätstransfer zu bahnen. Anscheinend wahllos aneinandergereihte Szenen sorgen für eine frühe Verwirrung, ohnehin hat es sich stets als angemessenes Stilmittel in derartigen Beiträgen herausgestellt, so viele Optionen, Irrungen und Wirrungen wie möglich offenzulassen. Der verheißungsvolle Titel birgt Zündstoff und Konfrontation, Stab und Besetzung überzeugen bereits im Vorfeld und es ist durchaus eine erfreuliche Tatsache, dass die Berliner Terra Filmkunst ihre solventen Produktionshände mit im Spiel hatte, da sie sich im Laufe der Jahre als Initiator und Co-Financier bei vielen mehr oder weniger besonderen bis unorthodoxen Produktionen profilieren konnte. Doch noch ist nicht aller Tage Abend und man darf sich interessiert auf das britisch-deutsche Treiben einlassen, das empfundenermaßen einige persönliche Vorschusslorbeeren bekommt.

Auffällig dichte Außenaufnahmen, wie beispielsweise aus London, deuten ein hochwertiges Produkt an, das anfangs zugegebenermaßen etwas spröde wirkt, da man sich den Luxus von Zeit nimmt. Doch spätestens wenn beunruhigende Klänge ertönen, eine schwangere, am Bett fixierte Frau zu sehen ist, eine Schießerei ihr erstes Opfer fordert und die Montage deutliche schneller wird, ist es soweit: man bekommt das geboten, was zu erwarten war. Lange Dialogstrecken drosseln das Tempo immer wieder künstlich, um ein interessantes Wechselspiel mit Szenen einzugehen, die zeitlich und örtlich desorientieren, quasi hin- und herspringen. Eigenartig ist, dass der Zuschauer nur schleppend mit den nötigsten Informationen über die beteiligten Charaktere versorgt wird, sodass man sich dazu animiert fühlt, an einer Art Puzzle-Spiel teilzunehmen. Bei dem gut inszenierten Verwirrspiel sorgen Parallelmontagen für Abhilfe und fortan stellt sich die Frage, ob sich "Die Braut des Satans" bedeutend von Artgenossen abheben kann. Eine durchaus berechtigte Frage, schließlich nimmt man Szenen zur Kenntnis, die schon dutzendfach in anderen Filmen zu sehen waren. Es ist erstaunlich, dass es wieder einmal Christopher Lee selbst sein wird, der durch seine bloße Präsenz für eine unbehagliche Spannung sorgen kann und Nastassja Kinski erneut Projektionsfläche für Beschützerinstinkte und Magnet für das Böse wird. Tatkräftige - um nicht zu sagen - hochkarätige Interpreten unterstützen das Szenario nach Leibeskräften, was sich vor allem auf eine meistens spürbare Aura bezieht. Die Regie erweist sich als klug, indem sie etliche Wechselbäder von Ruhe und Hysterie, sowie Nähe und Distanz anbietet, damit die Geschichte keine allzu greifbaren Konturen bekommt, folglich ihre Spannung aufrecht erhalten kann, auch wenn dem Empfinden nach kaum etwas geschieht.

Es dauert seine Zeit, bis okkulte Inhalte an die Tagesordnung kommen und diese werden genüsslich von niemand anderem als Christopher Lee himself delegiert; wie sollte es auch anders sein? Nach einer Stunde Spielzeit manifestiert sich leider der Eindruck, dass die Geschichte aber kaum Neues zu bieten hat und etwas zu einfallslos aufgezogen wurde, was angesichts des bestimmt vorhandenen Potentials sehr schade ist. Sex-Szenen, in denen sich selbst Christopher Lee für kaum etwas zu schade ist, von Fräulein Kinski ganz zu schweigen, versuchen die Aufmerksamkeit zu fördern und zu fordern, die jedoch mit dem zu ungelenken Verlauf eingeschlafen ist. Die Stars der Produktion bemühen sich zusehends, für ein wichtiges Austarieren zu sorgen, allen voran Nastassja Kinski und Christopher Lee, die damit gleichzeitig die Leistungen von beispielsweise Richard Widmark oder Honor Blackman deutlich in den Schatten stellen. Erwähnenswert hingegen ist vielleicht noch Eva Maria Meineke. Bekannt aus diversen internationalen Produktionen, zeigt die seinerzeit gut beschäftigte Deutsche ihre Routine und liefert erneut die ihr eigene Körpersprache als wichtiges Element für die Geschichte. Peter Sykes Beitrag orientiert sich letztlich überhaupt nicht an einer Exorzismus-Thematik, als dass er das Augenmerk auf die Macht des diffusen Bösen legt. Die permanente Präsenz der Kirche respektive des christlichen Glaubens gibt vor, eine fundamentale Rolle zu spielen, allerdings hat man es nur mit unpräzise ausgearbeiteter, wenn auch zweckdienlicher Staffage zu tun. Insgesamt gesehen ist "Die Braut des Satans" aufgrund solider Strecken alles andere als uninteressant, jedoch lässt sich keinesfalls etwas Neues, geschweige denn Bahnbrechendes herausfiltern. Wirre Tendenzen machen der Geschichte zusätzlich schwer zu schaffen und es bleibt leider kein Beitrag zurück, in dem auch nur das kleinste Rädchen neu erfunden wurde.

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