DER GHUL - Freddie Francis

Gruselschocker aus Großbritannien, Spanien, Frankreich usw.
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doobee
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DER GHUL - Freddie Francis

Beitrag von doobee »

Der Ghul
The Ghoul
Grossbritannien 1975
Regie: Freddie Francis
Peter Cushing, John Hurt, Veronica Carlson, Alexandra Bastedo, Gwen Watford, Ian McCulloch

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England in den 20er Jahren; während einer ausgelassenen Party mit viel Charleston und noch mehr Champagner beschliessen Geoffrey (Ian McCulloch) und Daphne (Veronica Carlson) nach Lands End zu fahren. Billy (Stewart Bevan) und seine Schwester Angela (Alexandra Basteda) sind mit von der Partie, und so wird die Fahrt kurzerhand zum Rennen umfunktioniert. Bald nach der Abfahrt muss Geoffrey anhalten, da seiner Beifahrerin Angela schlecht wird. Billy mit Daphne am Steuer brettern weiter, bis sie sich im Nebel verirren und ihnen schliesslich, mitten im Nirgendwo, das Benzin ausgeht. Billy macht sich auf die Suche nach Sprit und Daphne macht Bekanntschaft mit dem sinistren Tom Rawlings (John Hurt), dem sie über den Weg läuft und der sie eindrücklich davor warnt, das alte Herrenhaus, dem sie sich genähert hat, zu betreten. Als sie nicht hören will setzt er sie kurzerhand mittels Stein an den Kopf ausser Gefecht. Daphne kann sich befreien und landet schliesslich trotzdem im Haus, wo sie von Dr. Lawrence (Peter Cushing) nicht sehr enthusiastisch aber freundlich aufgenommen wird. Lawrence lebte lange Jahre als Missionar in Indien. Von dort hat er auch seine Haushälterin Ayah (Gwen Watford) mitgebracht. Diese frönt noch immer den indischen Götzen und es geht eine dunkle Aura von ihr aus. Daphne ist verunsichert, zumal sich herausstellt, dass der rabiate Tom der Gärtner von Dr. Lawrence ist. Sie möchte am liebsten sofort verschwinden, lässt sich aber von Lawrence überreden, noch zu warten bis der Nebel sich lichtet. Ein verhängnisvoller Fehler, denn etwas unaussprechlich Böses mit einem unersättlichen Hunger nach Menschenfleisch wartet dort oben in einem der Zimmer……..

Zur Entstehungszeit dieses Films 1975 war es ums britische Horrorkino schon recht schlecht bestellt, denn die Amerikaner hatten mit Schockern wie „The Exorcist“ und „The Texas Chainsaw Massacre“ das Horrorgenre in ein neues Zeitalter katapultiert. Dies hinderte die britische Tyburn Film Productions aber nicht daran, diesen klassischen Gothic-Grusler zu produzieren. Gegründet wurde diese Firma von Kevin Francis, dem Sohn des Regie-Asses Freddie Francis, der einige Horror-Highlights für Hammer und Amicus realisiert hatte und hier auch gleich die Regie übernahm. Das Drehbuch verfasste Anthony Hinds unter seinem Pseudonym John Elder. Anthony war der Sohn von Hammer-Gründer William Hinds und hatte unzählige Filme für das Studio produziert und die Drehbücher verfasst. Eine bestens ausgewiesene Crew also, auf welche Tyburn hier zählen konnte. Und trotzdem will der Funke nicht so richtig überspringen. Zu langatmig ist die Einführungssequenz mit dem Autorennen und dem darauffolgenden Umhergestolpere im Dunkeln geraten. Die Kulissen passen, das neblige Moor verbreitet eine angenehm gruslige Atmosphäre, das alte Gemäuer mit seinen düsteren Ecken hat ebenfalls Schauerpotential. Aber ansonsten gerät die Affiche schon bald zum mittelmässigen Kammerspiel ohne Spannung. Denn der geneigte Horrorfan weiss schon lange, was sich da oben in dem Zimmer verbirgt und wie die Sache wohl enden wird. Die Effekte sind, abgesehen von einem relativ blutigen Mord gegen Ende, praktisch nicht vorhanden. Und der Ghul (Don Henderson), als man ihn dann endlich zu Gesicht bekommt, sieht auch eher tragisch als gefährlich aus. Also lebt der Film hauptsächlich von den Schauspielern, die einen guten Job machen. Da wäre zum einen Veronica Carlson, Hammer-erprobte Veteranin, welche die dominante Daphne gut rüberbringt. Oder der junge John Hurt, ein grossartiger Schauspieler, der in späteren Filmen wie z.B. „Elephant Man“ beweisen konnte, welch Potential in ihm steckte. Seine Darstellung des grimmigen Tom ist sehr gelungen. Eine zwiespältige Figur die sich nach Liebe sehnt und gleichzeitig eiskalt über Leichen geht. Ian McCulloch muss auch noch erwähnt werden. Sein Geoffrey kommt doch ziemlich unsympathisch daher, ein arroganter britischer Offizier wie er im Buche steht. McCulloch dürfte vor allem den Freunden der italienischen Gore-Orgien ein Begriff sein, denn er stand in „Woodoo – Schreckensinsel der Zombies“, „Zombies unter Kannibalen“ und „Astaron – Brut des Schreckens“ vor der Kamera. Alle an die Wand spielt aber einmal mehr der unvergleichliche Peter Cushing. Diese Rolle war ihm auf den Leib geschneidert und gehört mit zum Besten, was ich von dieser Ikone gesehen habe. Er ist ein gequälter Mann der seinen Glauben verloren hat, zerfressen von der Trauer um seine Frau, die in Indien Selbstmord beging und um seinen Sohn, der zwar mit ihm unter einem Dach lebt, aber ein grauenvolles, von den dämonischen Mächten der Göttin Kali besessenes Monster ist.

Fazit: Wenig spektakulärer Gothic-Grusler der an den Kinokassen floppte. Eigentlich schade, denn alleine schon die superbe Performance von Peter Cushing macht ihn zumindest sehenswert. 5 / 10

Wentworth2020
Beiträge: 17
Registriert: So., 01.11.2020 13:39

Re: DER GHUL - Freddie Francis

Beitrag von Wentworth2020 »

Dem Fazit würde ich mich anschließen. Habe zwar nur die Youtube-Fassung gesehen, aber das dauerte alles viel zu lang, bevor die Geschichte in die Gänge kam, und selbst dann ging es schnarchig weiter. Cushing, Carlson und Hurt gaben sich alle Mühe, aber selbst sie konnten die Story nicht retten. Auch wenn ich die englischen Independent Grusler sehr schätze, finde ich die Tyburn-Filme, die ich gesehen habe, doch sehr schwach.

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