Nachts, wenn das Skelett erwacht
The creeping flesh
Grossbritannien 1973
Regie: Freddie Francis
Peter Cushing, Christopher Lee, Lorna Heilbron, George Benson, Kenneth J. Warren
The creeping flesh
Grossbritannien 1973
Regie: Freddie Francis
Peter Cushing, Christopher Lee, Lorna Heilbron, George Benson, Kenneth J. Warren
London, 1893; Prof. Emmanuel Hildern (Peter Cushing), Wissenschaftler und Anthropologe, kehrt von seinen Forschungen aus Neu Guinea zurück und hat das Skelett eines riesigen Urzeitmenschen im Gepäck. Als Hildern das Skelett reinigen will bildet sich an dem Finger, welcher mit Wasser in Berührung gekommen ist, neues Gewebe. Als er dessen Blut untersucht und feststellt dass die spinnenartigen Blutzellen die menschlichen Zellen auffressen, gelangt er zur Ueberzeugung dass dieses Skelett die Verkörperung des absolut Bösen darstellt und dass man aus dem Blut ein Impfserum gegen dieses herstellen könnte. Nach einem Experiment an einem Affen scheint dies tatsächlich zuzutreffen und deshalb spritzt Emmanuel das Serum in einer Verzweiflungstat fatalerweise seiner Tochter Penelope (Lorna Heilbron). Er will damit verhindern, dass diese genauso dem Wahnsinn verfallen wird wie ihre Mutter Marguerite (Jenny Runacre), deren Schicksal Emmanuel über Jahre hinweg vor seiner Tochter geheim gehalten hatte. In der Zwischenzeit interessiert sich auch Emmanuels Halbbruder Dr. James Hildern (Christopher Lee), welcher eine Irrenanstalt betreibt, für das Skelett. Er lässt es stehlen und setzt damit eine Kette verhängnisvoller Ereignisse in Gang….
Dies ist sicher eine der besten und reifsten Regieleistungen von Freddie Francis, der für Hammer und Amicus einige Genre-Klassiker realisiert hat. Dieser Film hier stammt von Tigon British Film Productions, welche unter anderem auch für den erstklassigen „Witchfinder General“ verantwortlich zeichneten. Er besticht durch seine vielschichtige Geschichte, eine sehr gute Kameraführung und die typische gothische Gruselatmosphäre, welche man in dieser Güte eigentlich von Hammer- oder Amicus-Produktionen erwarten würde. Die düstere Stimmung, z.B. im Irrenhaus von James, wird trefflich rübergebracht. Da wird mit Elektroschocks gearbeitet, da lässt man die Leute in Kerkern vor sich hinvegetieren und da knallt der Chef persönlich schon mal einen Insassen über den Haufen als dieser zu fliehen versucht. Vielschichtig ist die Geschichte weil es eben nicht in erster Linie nur um das Skelett geht, welches erst am Ende des Filmes wirklich erwacht. Es geht vor allem um den Bruderzwist zwischen Emmanuel und James, beides angesehene Wissenschaftler, die sich gegenseitig zu übertrumpfen versuchen. Auch das Mad Scientist-Thema fliesst mit ein, als Emmanuel seiner Tochter das Serum spritzt und diese unwissentlich in eine wahnsinnige, mordende Bestie verwandelt. Das Ganze wird sehr stimmig untermalt von der Musik von Paul Ferris, welcher schon den fantastischen Score zu „Witchfinder General“ geliefert hatte.
Cushing und Lee sind ein sicherer Wert in den Rollen der beiden Brüder. Sie haben sich in unzähligen früheren Filmen schon bekämpft, so dass es für sie wahrscheinlich ein Kinderspiel war, den Charakteren ihren persönlichen Stempel aufzudrücken. Dabei ist die Rollenverteilung einmal mehr klar: Cushing ist der etwas verschrobene, gutmütige Professor, welcher gegen seinen Willen eine Katastrophe heraufbeschwört. Lee ist der eiskalte, skrupellose Machtmensch, der sogar über Leichen geht um seine Ziele zu erreichen. Auch Lorna Heilbron spielt ihren Part sehr überzeugend. Ihre Mutation vom lammfrommen Mauerblümchen zur rasenden Furie ist sehr eindringlich und tragisch zugleich.
Fazit: Oftmals unterschätzte Perle des britischen Horrorfilms mit tollen Schauspielern. Genre-Fans werden ihre Freude daran haben. 7/10