● DER FLUCH DER GRÜNEN AUGEN / BLUTRAUSCH DER VAMPIERE / DIE GROTTE DER LEBENDEN TOTEN (D|JUG|1964)
mit Adrian Hoven, Karin Field, Carl Möhner, Erika Remberg, John Kitzmiller, Emmerich Schrenk und Wolfgang Preiss
eine Produktion der Objectiv Film | Triglav Film | im Schneider Filmverleih
ein Film von Ákos von Ráthonyi
Ákos von Ráthonyis Horror-Beitrag entstand zu einer Zeit, in der die Kriminalwelle insbesondere durch die Edgar-Wallace-Verfilmungen Hochkonjunktur hatte. Der Versuch, ein anderes Genre auf Basis bestehender Sehgewohnheiten für den deutschen Kinogänger zu etablieren, ist mit diesem ungewöhnlichen Experiment jedoch gescheitert, da dieser Beitrag ziemlich uneigenständig und in vielerlei Hinsicht auch nicht selbstbewusst genug ist. Als geneigter Zuschauer verfrachtet man derartige Filme jedoch gerne in die Kategorie »gerne gesehen«, weil es auch hier manchmal kaum zu glauben ist, dass die Produktion unter diesen Voraussetzungen und vor allem als fertiges Endprodukt genau so in die Kinos kam, wenn ein Flop aus zahlreichen Gründen doch determiniert erscheint. Die deutschen Verleihtitel sprechen Themen an, die man hier nur äußerst bedingt finden, wenn nicht sogar vergeblich suchen wird, und mit dem zugegebenermaßen wohlklingenden Originaltitel "Der Fluch der grünen Augen" stellt sich ganz bewusst ein Wallace-Bezug wie etwa zu "Der Fluch der gelben Schlange" her, um mögliches Publikum abzugreifen. Die Strategie ging dem Vernehmen nach alles andere als auf, und zurück bleibt eben ein Einzelgänger der möglicherweise Vorreiter sein wollte. Lässt man die Inszenierung Revue passieren, stellt sich eigentlich sehr schnell heraus, dass die Rahmenhandlung bis hin in die Details vollgestopft mit gängigen Klischees ist, die in lediglich aufgewärmter Form nicht so recht ankommen wollen. Das große Ausleihen von Inhalten aus noch größeren Klassikern treibt in Ákos von Ráthonyis daher nur recht konventionelle Blüten und schließlich fühlt man sich bestenfalls lediglich nach Krimi-Richtlinien unterhalten. Ein paar ungewöhnliche Register werden angesichts des bestehenden Zeitfensters gezogen, so geht es beispielsweise beim Thema Nacktheit hier und da deutlich über Andeutungen hinaus.
Aufgrund der Tatsache, dass vieles nicht recht zusammenpassen will, kommt es unterm Strich zu einem eigenartigen Profil. Zu Beginn geht es gleich Schlag auf Schlag, denn die Informationsflut ist hoch und die Irreführung groß. Der Regisseur selbst spendiert sich einen Cameo-Auftritt und die Fahrt ins Ungewisse kann für Adrian Hoven losgehen. Auffällig beim einsetzenden Vorspann ist die Titelmusik von Herbert Jarczyk, die sich in ihrer jazzigen Art und Weise vielleicht in einem Jugend-Drama mit passender Scheunenparty wohlgefühlt hätte. In anderen Szenen, wenn Schatten umher schleichen und Morde geschehen, passt die elektrisch aufgeladene Untermalung allerdings sehr gut und es ist erstaunlich, wie es zu solch signifikanten Unterschieden kommt. Die Besetzung präsentiert sich als ein Konglomerat aus bekannten Namen, neuen Gesichtern und der zweiten Garnitur. Adrian Hoven, nach persönlichem Ermessen so häufig wie auch hier fehlbesetzt, liefert kaum neue Impulse um einen ansprechenden Eindruck hinterlassen zu können. Wie schon beispielsweise in "Das Rätsel der roten Orchidee" stellt man sich mit Vorliebe dutzende andere Darsteller vor, die diesen Part hätten überzeugender interpretieren können. Ihm fehlt Schwung und Vehemenz, sodass er niemanden beeindrucken außer einer Dame in der Geschichte kann, wenn auch nur auf dramaturgischer Basis. Diese wird gespielt von der damaligen Neuentdeckung Karin Field, die bislang noch jeden Film bereichern konnte. "Der Fluch der grünen Augen" stellt nicht nur ihren ersten Kinofilm dar, sondern diese Partizipation ebnet auch gleichzeitig das unumstößliche Rollenprofil der attraktiven Schauspielerin, bis auf wenige Hauptrollen und einige belanglose Einsätze konnte sie sich leider nur einseitig, wenn auch konsequent in der Branche etablieren. Aber auch hier gilt: Ein Karin-Field-Film ist stets ein guter Film.
Von Carl Möhner, Emmerich Schrenk, Erika Remberg und dem vor allem in Europa bekannten amerikanischen Interpreten John Kitzmiller sieht man routinierte Darbietungen, sie arbeiten aber auch gleichzeitig das wässrige Element der Dramaturgie heraus. Was bei den meisten Beteiligten nur nach Ahnungen aussieht, wird bei Wolfgang Preiss zum Corpus Delicti, denn er wirkt dieser hier angebotenen Rollenschablone alles andere als angepasst. Mit wenig Überzeugungskraft und empfundener Gleichgültigkeit, agiert der sonst so präzise und verschlagen wirkende Herr leider weitgehend blass und es wurde viel von der anvisierten Wirkung verschenkt. Stilistisch und inszenatorisch betrachtet man nüchtern also ein Wechselbad der Qualitätsebenen doch es soll auch nicht verschwiegen werden, dass der Verlauf zahlreiche Momente offenbart, die wirklich gelungen sind. Hier und da kommt die gewünschte Grusel-Atmosphäre auf und es entstehen ein paar beunruhigende Strecken. Vor allem die Schauplätze sind angemessen eingefangen worden, zu nennen sind vor allem die Szenen in der unterirdischen Grotte, doch insgesamt bekommt wird man etwas zu spärlich mit der potentiellen Würze des Hauptthemas versorgt. Großer Pluspunkt bleibt nach persönlichem Ermessen also wieder einmal der transportierte Mut der Verzweiflung, denn die offensichtliche Hoffnung auf Erfolg bei einem vorprogrammierten Flop ist nicht genügend zu würdigen. Was bleibt ist sozusagen ein grauer Farbtupfer in der zeitgenössischen deutschen Kino-Landschaft, der unterm Strich wenigstens einen diffusen Unterhaltungswert mit ausreichend Trash-Charme bieten kann. Ob man Ákos von Ráthonyis unorthodoxes Kriminal-Horror-Gebräu einmal probiert haben muss, bleibt letztlich die entscheidende Frage, denn nach diesen zahlreichen gegensätzlichen Eindrücken ist es kaum mehr möglich, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Daher bleibt das Fazit ganz im Sinne der Strategie des Films gewollt diffus. Unterhaltsam schon, gelungen unter Vorbehalt, denn diesem Beitrag können effektiv nur persönliche Präferenzen zu einem passenden Gesamteindruck verhelfen.