Gefahr: Diabolik! (D)
Diabolik (IT)
Danger: Diabolik!
Goldstrike!
IT / F 1968
R: Mario Bava
D: John Phillip Law, Marisa Mell, Michel Piccoli, Adolfo Celi, Renzo Palmer, Claudio Gora, Isarco Ravaioli, Terry-Thomas, Andrea Bosic u.a.
Deutsche Erstaufführung: 25.04.1968
dt. Synchronsprecher
Italo-Cinema.de
Score: Ennio Morricone
OFDb
"Sie haben mein Wort meine Damen und Herren, dass wir diesen Verbrecher fassen werden. Ein Verbrecher der allein durch den Namen den er sich zugelegt hat die Missachtung unserer Gesellschaft und unseres Staates ausdrückt. Er wird die Härte des Gesetztes zu spüren bekommen. Wir werden mit ihm fertig und ich gehe soweit zu behaupten, dass er ein Geisteskranker ist, der auf eigene Faust einen Krieg gegen unsere Gesellschaft führt. Diabolik schadet dem Ansehen unserer Nation. Ein bindungsloser Krimineller, der die Gesetze des bürgerlichen Zusammenlebens verneint und die Freiheit unserer Gemeinschaft bedroht."
Der maskierte Superschurke Diabolik (John Phillip Law) hält bereits seit längerer Zeit sowohl die Polizei als auch seine verbrecherische Konkurrenz in Atem, da er diesen infolge seiner tollkühnen Aktionen nicht nur meist eine Nasenlänge voraus ist, sondern die Staatsgewalt dabei auch noch massiv vor den Kopf stößt. Aktuell hat es Diabolik auf einen 10 Millionen Dollar schweren Geldtransport abgesehen, den er trotz der getroffenen Sicherheitsvorkehrungen mit spielerischer Leichtigkeit in seine Gewalt bringen kann. Als Antwort auf seinen erfolgreichen Supercoup lädt die Regierung unter dem Vorsitz des amtierenden Ministers (Terry-Thomas) zu einer öffentlichen Pressekonferenz ein, auf der sie eine vorübergehende Wiedereinführung der Todesstrafe für den gerissenen Superganoven einfordert. Was folgt, ist ein typischer Sabotageakt à la Diabolik, den der verwandlungsfähige Superganove gemeinsam mit seinem bezaubernden Supergirl Eva Kant (Marisa Mell) in Form eines Lachgasattentats durchführt. Getarnt als Journalisten mischen sich beiden unerkannt unters Pressevolk, um dort unbemerkt Kapseln mit Lachgas loszulassen, was die Veranstaltung letztendlich zu einer riesen Lachnummer verkommen lässt.
Während Diabolik gemeinsam mit seiner Supermuse Eva ein augiebiges Bad in den erbeuteten Geldscheinen nimmt und seinen Erfolg in vollen Zügen genießt, schmieden seine Gegner bereits pefide Pläne, um den Superkriminellen endgültig das Handwerk zu legen: Nach einer großangelegten Razzia in einem drogenverseuchten Nachtclub des mächtigen Gangsterbosses Ralph Valmont (Adolfo Celi), überredet der kompromisslose Inspektor Ginko (Michel Piccoli) diesen zu einer verschwörischen Zusammenarbeit, an deren Ende die für beide Seiten vorteilsbringende Liquidation Diaboliks stehen soll. Doch da man einem alten Superhelden bekanntlich nicht so schnell ans Kostüm pinkelt, unterläuft Diabolik in gewohnter Manier die Pläne seiner beiden Widersacher, indem er sich in einem aufsehenerregenden Supercoup die millionenschwere Smaragdkette der englischen Botschaftergattin Lady Clark (Caterina Boratto) nicht nur vor den Augen Ginkos aneignet, sondern diesem auch noch ungestraft entkommt.
Nachdem der erste Wutanfall der beiden im Regen stehen gelassenen Parteien langsam abgeklungen ist, kommt Valmont rein zufällig hinter die Identität der adretten Eva Kant, was wiederum eine gewaltsame Gefangennahme gegen ihren Willen als auch die Erpressung des Superganoven zur Folge hat. Wird sich Diabolik für seine Supermuse der Polizei stellen oder hat er vielleicht doch schon die nächste erfolgsversprechende Antwort auf die unentschuldbare Schandtat seiner beiden Gegner parat?
Ein altes Sprichwort sagt, man fängt einen Dieb am Besten mit einem Dieb.
Mario Bavas Comicverfilmung stellt nicht nur einen visuellen Hochgenuß dar, sondern kann zweifelsfrei zu den besten Comicadaptionen gezählt werden, die je den Weg auf die großen Leinwände der damaligen Lichtschauspielhäuser fanden. Ausgehend von einer schwarz-weiß gedruckten Comic-Reihe, die 1962 in Mailand von den beiden Schwestern Angela und Luciana Giussani ins Leben gerufen wurde, verfilmte Mario Bava diesen Fumetti im Auftrag des italienischen Filmproduzenten Dino De Laurentiis 1967 in der Nähe von Rom, bevor der Film im Januar 1968 seine eigentliche Kinopremiere feierte. Dabei wurde Mario Bava erst beim zweiten Drehversuch verpflichtet, da ein vorausgegangener Drehstart mit dem Briten Seth Holt auf dem Regiestuhl und Jean Sorel sowie Elsa Martinelli in den beiden Hauptrollen maßlos in die Hose ging. Rückblickend gesehen, war dies das beste Schicksal, dass der ursprünglich geplanten Filmvariante passieren konnte, denn gerade das handwerkliche Geschick Bavas, gepaart mit seinem verspielten und sinnlichen Inszenierungsstils sowie John Phillip Law und Marisa Mell in den Hauptrollen, machten den Film erst zu dem, was er schlussendlich wurde: eine Filmische Glanzleistung sondergleichen!
Ein etwas mulmiges Bauchgefühl soll Bava übrigens dabei gehabt haben, als ihm Dino De Laurentiis für den Dreh ein Budget von 3 Millionen Dollar zur Verfügung stellte, was den Regisseur aber nicht davon abhielt, den Film in seiner gewohnt sparsamen Vorgehensweise zu inszenieren, was letztlich auch nur mit 400.000 Dollar zu Buche schlug. Somit schuf Mario Bava ein weiteres filmisches Meisterwerk, das er mit weniger als einem Sechstels des ihm zur Verfügung stehenden Produktionsbudgets bewerkstelligte. Wie bei Bava zu erwarten, wartet GEFAHR: DIABOLIK mit einer Vielzahl an innovativen Kameraeinstellungen auf und bietet obendrein ein einzigartiges Setdesign, das sowohl aufgrund seiner bestechenden Ästhetik als auch der tricktechnischen Herstellungsweise glänzt. Hinzu gesellen sich der Zeitgeist der Swinging Sixties, viele bunte Farben und ein ordentlicher Schuss Psychedelica, was wiederum zu einem bewusstseinserweiternden Farbenrausch zusammengerührt wird, der sich bestens zur Präsentation auf der großen Leinwand eignet. Am 27.07.2017 kam ich glücklicherweise in den seltenen Genuss, eine farbenprächtige 35mm Kopie auf dem 4. Terza Visione-Festival im Kino des Frankfurter Filmmuseums zu bestaunen - und was soll ich sagen: es war einfach nur traumhaft!
Genauso traumhaft gestaltet sich der Auftritt von Marisa Mell, die in der Rolle Superganovenmuse Eva Kant den wohl bestechendsten Auftritt ihrer gesamten Karriere abgibt. Einzig ihre atemberaubende Darbietung als Susan Dumurrier in Lucio Fulcis NACKT ÜBER LEICHEN kann Eva Kant annähernd das Wasser reichen. Ihre umwerfende Rolle in GEFAHR: DIABIOLIK scheint ihr sprichwörtlich auf den Leib geschrieben worden zu sein, denn Marisa Mell blüht in dieser nicht nur untenthemmt auf, sondern zeigt auch was als Schauspielerin wahrlich in ihr steckt. Ein äußerst betörender Auftritt, den man definitiv niemals mehr vergisst. Bin jedes Mal wieder sprachlos!
Als Darsteller des Superschurkens DIABOLIK wurde im zweiten Anlauf der US-amerikanische Schauspieler John Phillip Law auserkoren, der gerade aufgrund seines großartigen Mimenspiels den Comichelden einwandfrei verkörpert. Aber auch das Zusammenspiel mit seiner bezaubernden Filmpartnerin wirkt einfach nur fantastisch, so dass nochmals festgehalten werden muss, dass der Film erst durch das Mitwirken dieser beiden als auch der handwerlichen Verdienste Bavas zu dem gemacht haben, was er schlussendlich wurde. Als weiters Highlight bietet der Film obendrein ein hochkarätiges Aufgebot an Nebendarstellern, von denen die beiden Schauspielstars Michele Piccoli und Adolfo Celi die beeindruckendsten Darbietungen aufs Parkett legen: Piccoli verkörpert den bisswütigen Kommissar, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Diabolik dingfest zu machen. Doch leider wird seinem Eifer kein Tribut gezollt, da der ausgekochte Superganove dem Ordnungshüter nicht nur immer einen Schritt voraus ist, sondern ihn auch oftmals wie den letzten Deppen dastehen lässt. Adolfo Celi hingegen einen ruchlosen Gangsterboss, der nicht nur drogenverseuchte Nachtclubs betreibt, sondern ebenfalls davon bessessen ist, Diabolik den Gar auszumachen. In weiteren Nebenrollen sind außerdem noch Renzo Palmer, Claudio Gora, Isarco Ravaioli und Terry-Thomas zu bestaunen.
Gekrönt wird das Schurkenspektakel mit eine meiner liebsten Filmmusiken von Maestro Morricone, deren Masterbänder aber leider im Rahmen eines Studiobrandes unwideruflich vernichtet wurden. Leider wurde es damals versäumt, die traumhafte Filmmusik auf reproduktionfähigen Tonträgern zu veröffentlichen, was wiederum zur Folge hat, dass heutzutage lediglich eine neueingespielte Variante zur Verfügung steht. Neben dem psychedelischen als auch atonalen Freak Beat-Gewitter DRIVING DECOYS folgen mit VALMONT's GO GO PART eine feierliche Kompensition im Beatgewand sowie mit UNDER WAH WAH ein faszinierendes Easy Listening-Stück, die neben zahlreichen anderen gelungenen Musikstücke das Gesamterlebnis DIABOLIK! abrunden.
Fazit: Die traumhafteste Comic-Verfilmung aller Zeiten!
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