DIE WEIẞE MAFIA - Luigi Zampa

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andeh
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DIE WEIẞE MAFIA - Luigi Zampa

Beitrag von andeh »

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Die weiße Mafia
(Bisturi, la mafia bianca)

IT, 1973



Regie: Luigi Zampa
Musik: Riz Ortolani
Darsteller: Gabriele Ferzetti, Senta Berger, Enrico Maria Salerno, Claudio Gora, Claudio Nicastro, Tina Lattanzi, u.v.m.


"Die weiße Mafia" (Bisturi, la mafia bianca, 1973) ist ein ganz hervorragendes Drama um die „Götter in weiß“, welches thematisch gesehen aktueller kaum sein könnte. Regie führt Luigi Zampa, der Ende der 40er und in den 50er Jahren die Blütezeit seines Schaffens hatte. Gegen Ende seiner Karriere bescherte er uns neben "La mafia bianca" noch zwei weitere bemerkenswerte Filme: "Werkzeug der Mächtigen" (Gente di rispetto, 1975) mit Franco Nero, Jennifer O'Neill und James Mason sowie "Im Dienste eines Monsters" (Il mostro, 1977) mit Sydne Rome und Renzo Palmer.

Mit Gabriele Ferzetti, Enrico Maria Salerno und Senta Berger ist Zampas Film hochkarätig besetzt und lässt allen Darstellern genug Platz ihr schauspielerisches Können einmal mehr unter Beweis zu stellen. Die Kamera führt Giuseppe Ruzzolini, der zu dieser Zeit zum Ensemble von Sergio Leone gehörte und sich für "Todesmelodie" und "Mein Name ist Nobody" verantwortlich zeigt. Der wunderschöne Soundtrack stammt von Riz Ortolani welcher auf CD von GDM erhältlich ist.

Covertext der VHS: “Professor Valotti (Gabriele Ferzetti) ist eine Kapazität auf dem Gebiet der Chirurgie. In seiner Nobelklinik werden nur betuchte Patienten behandelt. Er führt eine genaue Kartei über jeden Patienten, in der die Vermögensverhältnisse und auch die privaten Gegebenheiten festgehalten sind. Doch das noble Bild trügt: Schlampereien werden vertuscht, Schwerkranke zu früh entlassen, hoffnungslose Fälle mit Tabletten vollgepumpt und ärztliche Kunstfehler fadenscheinig begründet. Als Valotti einen anonymen Brief erhält, in dem ihm ein ärztlicher Fehler, der den Tod eines Patienten zur Folge hatte, nachgewiesen wird, beschließt er sich vor den Augen der Welt mit einem Kartenhaus aus Lügen zu rechtfertigen… Ein aufrüttelnder und spannender Film aus dem Arzt-Milieu!“

Professor Valotti, der uns zu Beginn als absoluter Edelmann präsentiert wird, so operiert er die Armen kostenlos und kassiert dafür bei den Reichen einfach mehr ab, hat man mit Enrico Maria Salerno den perfekten „Gegenspieler“ verpasst, einen Idealist der nicht nur dem Alkohol sondern auch Senta Berger verfallen ist, welche allerdings als Ordensschwester durch ihre Ehe mit Gott verhindert ist. Dem Film mangelt es nicht an Systemkritik, sei es die Gesundheits- oder Universitätsreform, auch das Thema Abtreibung spielt eine Rolle. Was mich am meisten fasziniert ist allerdings die Aktualität, wenn Valotti dicke Schecks von der Pharmaindustrie kassiert und im Ausland bereits zurückgezogene Medikamente bewusst weiter verwendet kommt einem das schon sehr bekannt vor. Aber auch er hat die Rechnung nicht ohne den Wirt gemacht, man könnte es durchaus Karma nennen.

Fazit: Da sich die politischen Filme Italiens dieser Zeit sehr oft auf die Justiz und die Politik beschränken, ist "Die weiße Mafia" eine gerne gesehene Abwechslung und kann uneingeschränkt empfohlen werden.
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Richie Pistilli
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Re: DIE WEIẞE MAFIA - Luigi Zampa

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Die weiße Mafia (D)
Bisturi, la mafia bianca (IT)
Le bistouri: La mafia blanche... (F)
Asesinato en el quirófano (ES)
Hospitals: The White Mafia
Secrets of a Nurse
Bistouri
Scalpel


IT 1973

R: Luigi Zampa
D: Enrico Maria Salerno, Gabriele Ferzetti, Senta Berger, Luciano Salce, Claudio Gora, Claudio Nicastro, Enzo Garinei, Luciano Rossi, Ezio Sancrotti, Tina Lattanzi, Antonella Steni u.a.



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Deutsche Erstaufführung: 24.11.1978 (DDR) Juni 1982 (VHS-Premiere BRD)

Synchronkartei

Italo-Cinema.de

DEFA-Stiftung

Dokumentationsblatt DDR-Fernsehen

Score: Riz Ortolani

IMCDb

OFDb



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"Und merkt Euch ein für alle Mal: Hier stirbt mir keiner, verstanden? Hier wird nicht gestorben!"



Professor Valotti (Gabriele Ferzetti) ist einer der führenden Ärzte auf dem Gebiet der Chirurgie. In seiner Nobelklinik werden nur reiche Patienten behandelt. Er führt eine genaue Kartei über jeden Patienten, in der die Vermögensverhältnisse und auch die privaten Gegebenheiten festgehalten sind. Doch das noble Bild trügt: Schlampereien werden vertuscht, Schwerkranke zu früh entlassen, hoffnungslose Fälle mit Tabletten vollgepumpt und ärztliche Kunstfehler fadenscheinig begründet. Als Valotti einen anonymen Brief erhält, in dem ihm ein ärztlicher Fehler, der den Tod eines Patienten zur Folge hatte, nachgewiesen wird, beschließt er sich vor den Augen der Welt mit einem Kartenhaus aus Lügen zu rechtfertigen… [Quelle: FilmArt]



"Das Einzige was ich empfinde, ist Ekel. Mich ekelt es vor allem und jeden. Es ist eine ganz gewöhnliche Krise, Ausdruck existenzieller Sättigung, von innerer Fäulnis zerfressen, wie die ganze Welt, die uns umgibt. Impulse von Widerwillen, die durchaus nichts Erhabenes an sich haben. Ich verspüre keine Gewissensbisse, weil ich schon lange nicht mehr an das Gewissen glaube. Und zwischen der einen und der anderen Krise, voll von Ekel, vertreibe ich mir die Zeit so gut wie möglich. Das ist die Wahrheit."


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"Mir ist heuchlerische Moral, eingeschlossen in die Schale des bequemen Konformismus, schon immer zuwider gewesen."


Ein beeindruckender Denunziationsfilm, den Luigi Zampa 1973 auf die Beine stellte. Anstatt mafiöse Machenschaften im Rahmen der Kriminalität zu beleuchten, verlagert Zampa das korrupte Treiben in die Reihen des italienischen Gesundheitssystems, dessen Ausprägung in erster Linie die weißen Barone, leitende Oberärzte privater Kliniken, bestimmen. In Anbetracht einer anstehenden Reform des Gesundheitssystems sehen viele ihre bisherige Macht schwinden, was wiederum in deren Augen unter allen Umständen vermieden werden muss, denn vor dem Wohl des Patienten steht trotz des hippokratischen Eids immer noch das eigene - welches sich in erster Linie im Anhäufen von monetärem Vermögen ausdrückt. Luigi Zampa beleuchtet diese dunkle Machenschaften anhand der Person des von Gabriele Ferzettis gespielten Professors Valotti , der dem ihm auferlegten beruflichen Ethos schon längst keine Beachtung mehr schenkt, denn anstatt seinen Beruf im besten Wissen und Gewissen im Sinne der Hilfsbedürftigen auszuüben, nutzt er diesen vordergründig für sein unbändiges Streben nach Macht und Peseten. Dabei geht er nicht nur sprichwörtlich über Leichen, sondern manipuliert auch Forschungsergebnisse neuer Medikamente im Sinne der Pharmaindustrie, die ihm dafür ein entsprechend lukratives Angebot unterbreitet. Nichtsdestotrotz spielt sich Valotti in der Öffentlichkeit als Wohltäter auf, denn nebenbei behandelt er auch Menschen aus finanzschwächeren Schichten für Umme, wobei aber nicht das soziale Engagement, sondern vielmehr das dadurch erlangte Prestige im Vordergrund für ihn steht. Nebenbei bildet der medizinische Populist auch den Nachwuchs aus, der sich in den Reihen der Hochschulen und Universitäten auf die immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen der Praxis vorbereitet. Ihm gegenüber stehen Enrico Maria Salerno in der Rolle des aufrebellierenden Mediziners Dr. Giordani und Schwester Senta, die sich beide in der Ausweglosigkeit eines schlechten Films gefangen fühlen. Während Senta Berger in ihrer Rolle als Schwester Maria den Leidensdruck mit Gottes Hilfe bewältigt, ertränkt Salerno diesen in Alkohol, was ihn über die Zeit zu einem zynischen Eigenbrötler verkommen lassen hat, der seine Berufung aber ungeachtet dessen weiterhin ernst nimmt.


Neben einer mitreißenden Handlung, die angesichts des mafiösen Agierens eines Machtzirkels im Rahmen des italienischen Gesundheitssystems als beispiellos anzusehen ist, sind es die überzeugenden Leistungen der beteiligten Schauspieler und Schauspielerinnen, die Luigi Zampas DIE WEIßE MAFIA zu einem einzigartigen Film machen, der ganz weit oben in der Liga der bedeutsamsten italienischen Filmproduktionen mitspielt. Abgerundet wird Das Ganze mit einer hervorragenden Filmmusik von Riz Ortolani sowie einer angemessenen Synchro aus den DEFA-Studios. Was die deutschen Veröffentlichungen für den deutschen Markt betrifft, so weist die BD gegenüber der DVD von FilmArt eine weitaus bessere Bildqualität auf.


INFOS: DDR-Kinostart: 24.11.1978, Länge: 102 Minuten, deutschsprachige Fassung: DEFA-Studio für Synchronisation mit den Sprechern: Otto Mellies, Günther Grabbert, Friederike Aust, Gerd Blahuschek, Lothar Schellhorn, Werner Ehrlicher, Wolfgang Lohse, Hans Joachim Hanisch, Joachim Siebenschuh, Rudolf Christoph, Wolfgang Brunecker, Thomas Wolff, Berthold Schulze, Victor Deiss, Gerd Ehlers, Hans Joachim Hegewald, Fred Alexander, Klaus Mertens, Erich Breese, Irmelin Krause, Helga Koren, Marga Legal, Luise Lunow, Marylo Poolmann.
Während die Erstsendung des Films noch in der ungekürzten Fassung stattfand, hatte man für die Wiederholung im Sommer 1983 nur die 90 Minuten-Schiene im 2. Programm übrig. Somit musste der Film um ca. 10 Minuten gekürzt werden. "Die weisse Mafia" wurde 1983 ungekürzt und unter Verwendung der DEFA Bild und Synchronfassung in der BRD auf Video veröffentlicht.
(Quelle)


In Zeiten von Krankenhausprivatisierungen, schwindenden Pflegekräften, immer komplexer werdenden Berufsbildern und effektlosen Therapien, die aufgrund der fehlenden Rahmenbedingungen scheitern, erscheint Luigi Zampas niederschmetternder Film aktueller denn je.


Fazit: "Für einen Arzt, der irrt, gibt es unzählige Doktor Schweitzer. In allen Teilen der Welt wird er schwierige Mission ausüben, unter unaufhörlichen stillen Opfern, zum alleinigen Zweck, das Leid der Menschheit zu lindern."


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