HÖLLE VOR DEM TOD - Alfio Caltabiano

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Graf Karnstein
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HÖLLE VOR DEM TOD - Alfio Caltabiano

Beitrag von Graf Karnstein »

HÖLLE VOR DEM TOD
(Ot: COMANDAMENTI PER UN GANGSTER / POSLEDNJI OBRACUN)
(Italien / Jugoslawien 1968)

Lee Tadic, Al Northon, Dan May (Dante Maggio),
Olivera, Rade Markon, Nick Ballantine u.a.

Regie: ALFIO CALTABIANO (pseudonym: AL NORTHON)


Laufzeit der VHS von VPS Video ca. 90 min


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PROLOG
Drei Männer befinden sich in unterschiedlichen Richtungen vor jemanden auf der Flucht. Dieser Jemand erwischt einen nach dem anderen und
erschießt sie.

Einige Zeit später
Al Northon, ein ehemaliger Gangster ist in Kanada, um die Leiche seiner Schwester Helen Cline zu identifizieren. Ihr Mann, Frank Cline ist verschwunden. Northon will Rache für den Tod seiner Schwester und stellt Nachforschungen an. Er besucht einen alten Freund, einen mittlerweile pensionierten Unterweltler. Northon bekommt vom Alten zwei Hinweise, um Frank Cline ausfindig zu machen. Der 1. Hinweis führt Northon zu der Nachclub-Sängerin Regina, die zudem Franks Geliebte ist. Sie weiß aber auch nicht wo Frank abgeblieben ist. Der 2. Hinweis führt zu dem Mexikaner "Five Cents", der zudem der Anführer einer Glücksspieler-Bande ist. Sein Bruder wird "Maschinengewehr" genannt, weil er stumm ist und anscheinend nur mit dieser Schusswaffe spricht. Das merkt Northon schnell, als er mit Five Cents zusammen trifft. Wie sich herausstellt ist Five Cents nicht für Helens Tod verantwortlich. Ferner erfährt Northon von Five Cents, das nicht nur Frank Cline verschwunden ist, sondern mit ihm auch eine große Ladung Goldbarren. Frank sollte das Gold für das Syndikat zu einem bestimmten Ort bringen, aber weder er noch das Gold erreichten ihren Bestimmungsort. Wo ist Frank und wo das Gold? Diese Fragen stellen sich Northon und Five Cents, wobei der Mexikaner zumindest weiß, das das Gold mit samt Schiff in der Adria versunken ist. Offenbar hat Frank ein gewisses Vertrauen missbraucht. Northon und Five Cents schließen ein Abkommen und beide wollen zusammenarbeiten, um das Gold finden, denn es winkt eine hohe Belohnung, die die Organisation ausgesetzt hat. Aber noch ein Dritter ist an dem Gold interessiert,...Torio, der Heilige. Er ist der Boss einer Bande, dem der Goldtransport anvertraut wurde. "Der Heilige" erfährt vom Abkommen zw. Northen und Five Cents und will mit allen Mitteln verhindern, das die beiden es zuerst finden. Von nun an beginnt ein mörderischer Kampf...!


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Plakat aus Japan

Der Film beginnt z.T. wie ein Giallo. Vom Mörder bekommt man am Anfang nur seine Arme und seine Handschuhe zu sehen, wenn er die drei Flüchtenden umbringt und bei den Toten jeweils eine Centmünze zurücklässt. Verfolgt man den Film weiter merkt man, das er eine gute Kameraführung und diverse Einstellungen aufweist, die rückwirkend z.T. an spätere Werke eines gewissen Dario Argento erinnern. Das ist kein Wunder, denn dieser schrieb hier zusammen mit Alfio Caltabiano das Drehbuch. Ich möchte wetten, das der Regisseur hier z.T. dem damaligen Einfallsreichtum von Argento gefolgt ist und dem entsprechend sieht das Ganze auch so aus. Und das hier u.a. Salvatore Argento den Film mit produziert hat unterstreicht diese Annahme. Ferner nehme ich an, das Dario Argento öfters mal selbst hinter der Kamera gestanden hatte und zusammen mit dem eigentlich genannten Kameramann, Milorad Markovic hier so einiges mit beisteuerte. Caltabiano führte nicht nur Regie, sondern spielte hier übrigens auch gleichzeitig den Five Cents.

Der Film weist durchweg eine düstere Grundstimmung auf und die Darsteller tragen wunderbar zum gesamt geschehen bei. Diese agieren u.a. nicht so, wie man es eigentlich in einem italienischen Gangsterfilm möglicherweise erwartet hätte. Was nämlich auffällt ist, das hier die Hauptcharaktere eher kühl, z.T. abwartend und ruhig wirken. Das zeigt sich u.a. besonders in den Dialogen, die sich die beiden Drehbuchschreiber da haben einfallen lassen. Es wird ruhig gesprochen und kalt gehandelt. Es ist auch immer Spannung vorhanden und Langeweile ist hier ein Fremdwort. Der Film ist Co-produziert mit Jugoslawien und somit sind auch die Schauplätze ganz andere. Die Action wird hier zwar nicht gerade groß geschrieben und das muss es auch nicht, aber wenn es zu diversen Auseinandersetzungen und anderen Gewalttätigkeiten untereinander kommt, dann ist hier ebenfalls ein gewisser Einfallsreichtum vorhanden. z.B. werden hier zwei Gangster mit zwei Baggern zwischen deren spitzen Schaufeln und einem Tor eingeklemmt und dann erschossen. Diesen Einfall könnte später den Eastern-Regisseur, Chang Cheh irgendwie beeindruckt haben. Er inszenierte eine ähnliche Sequenz für seinen Film, Zehn gelbe Fäuste für die Rache. Aber das nur nebenbei.


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Altes Filmprogramm vom Mai 1969

Der Maestro der Filmmusik, Ennio Morricone zeigte mal wieder, wie vielseitig musikalisch er war. Nach dem Prolog beginnt die Vorspann-Musik und allein schon die hat es mit ihren Instrumenten und chormäßigen Singsang in sich einfach klasse. Ferner huldigte Morricone der schönen Adria, der er ein sehr wunderbares melodisches Musikstück schenkte. Des weiteren gibt es ein Gesangstück zu hören, was von Jane Relly gesungen wird und passt atmosphärisch ebenso dazu. Auf der CD nennt es sich Solo Nostalgia.

Der Film ist wahrlich ein Kleinod, der so gar nicht ins übliche Schema eines Italo-Gangsterfilms passen will, aber dessen Entdeckung sich echt lohnt. Ich will den Film nicht missen und plädire für eine tolle Veröffentlichung auf DVD und / oder Bluray. Ein Film, der offensichtlich damals und nur kurzweilig im Kino zu sehen war und danach in der Versenkung verschwand. Das heißt, nicht ganz,...denn immerhin erschien er zu Videozeiten beim Label VPS. Trotzdem vermute ich, das sein Bekanntheitsgrad nicht so groß sein wird. Genrefans werden ihn aber eher kennen. Der Film schreit geradezu nach einem Nischenlabel, das sich seiner annimmt. Möge dieser kleine feine tolle Filmschatz gehoben und endlich mal digital veröffentlicht werden. Hoffnung stirbt zuletzt, bei einem meiner liebsten Italo-Krimis


Graf Karnstein Bild

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Richie Pistilli
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Re: HÖLLE VOR DEM TOD - Alfio Caltabiano

Beitrag von Richie Pistilli »

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Hölle vor dem Tod (D)
Comandamenti per un gangster (IT)
L'enfer avant la mort (F)
Den store gangsterkrig (DK)
Mandamentos de um Gangster (BRA)
The Hell Before Death



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Deutsche Erstaufführung: 20.12.1968

Synchronkartei

Score: Ennio Morricone

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"Inspektor, ich rate ihnen dringend der Erste zu sein, der den Mörder findet, denn sonst wird es ihnen nicht leicht fallen, ihre Kartei auf dem Laufenden zu halten."


Alfio Caltabianos HÖLLE VOR DEM TOD entpuppt sich letztlich als ein sinistrer Western, der im Gewand eines zeitgemäßen Gangsterfilms daherkommt, der obendrein mit einem Touch 'Noir' versehen wurde. Hinzu gesellen sich Versatzstücke des Detektivfilms, durch die der bleihaltige Handlungsverlauf trotz seiner ständigen Ballerorgien durchweg spannend bleibt. Der Film erzählt die Geschichte eines dreisten Goldraubs, bei dem sich ein gewisser Frank Klein als verantwortlicher Kurier die wertvolle Fracht einer mächtigen Organisation angeeignet haben soll. Zumindest glauben dies die verantwortlichen Köpfe der Organisation, denn diese lassen nicht nur kurzerhand seine Ehefrau Helen über die Klinge springen, sondern ermorden auch noch drei Mann seiner Crew, deren Leichnahme daraufhin von dem ermittelnden Inspektor mit jeweils einer 5-Cent-Münze zwischen den Zähnen vorgefunden werden. Dies ruft wiederum den eigentlich bereits im Ruhestand befindlichen Ex-Gangster Norton auf den Plan, der als Bruder von Helen den Tod seiner Schwester rächen muss. Nach einem kurzen Intermezzo bei einem alten Mann, lernt Northon den mexikanischen Ganoven '5-Cent' kennen, der ihn von da an gemeinsam mit seinem stummen Bruder 'Maschinengewehr' bei der Suche nach dem verschwundenen Frank Klein in der Hoffnung tatkräftig unterstützt, einen Teil des geraubten Golds für sich vereinnahmen zu können. Doch es gibt auch noch eine dritte Partei, die ihr Interesse an dem gestohlenen Gold anmeldet. Was folgt, sind unzählige Bleiorgien, bei denen nicht nur die saubere Umgebungsluft in Mitleidenschaft gezogen wird...


Caltabianos HÖLLE VOR DEM TOD macht zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Gefangene, denn der Film versteht während seines gesamten Handlungsverlaufs überhaupt keinen Spaß. Da ist es auch kaum vewunderlich, dass ausschließlich knallharte Jungs in diesem Streifen mitwirken, die entweder für die Wiederherstellung einer gekränkten Ehre oder wegen der Aussicht auf einen goldschwerden Beutefang eiskalt über Leichen gehen. Dementsprechend düster gestaltet sich auch die Grundatmosphäre des Films, die durch die hervorragende Kamerarbeit im Zusammenwirken mit der fulminanten Filmmusik bestens zur Geltung gebracht wird. Diese würde ich dann persönlich auch als eine der absoluten Highlights bezeichnen, denn die herausragende Fotografie des verantwortlichen Kameramanns lässt diesen kleinen Gangsterfilm richtig edel wirken. Umso mehr bedrückt die Tatsache, dass von diesem ungeschliffenen, filmischen Rohdiamant weltweit noch keine adäquate Veröffentlichung existiert.


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Graf Karnstein hat geschrieben:
Do., 18.05.2023 14:50
Der Film beginnt z.T. wie ein Giallo. Vom Mörder bekommt man am Anfang nur seine Arme und seine Handschuhe zu sehen, wenn er die drei Flüchtenden umbringt und bei den Toten jeweils eine Centmünze zurücklässt. Verfolgt man den Film weiter merkt man, das er eine gute Kameraführung und diverse Einstellungen aufweist, die rückwirkend z.T. an spätere Werke eines gewissen Dario Argento erinnern. Das ist kein Wunder, denn dieser schrieb hier zusammen mit Alfio Caltabiano das Drehbuch. Ich möchte wetten, das der Regisseur hier z.T. dem damaligen Einfallsreichtum von Argento gefolgt ist und dem entsprechend sieht das Ganze auch so aus. Und das hier u.a. Salvatore Argento den Film mit produziert hat unterstreicht diese Annahme. Ferner nehme ich an, das Dario Argento öfters mal selbst hinter der Kamera gestanden hatte und zusammen mit dem eigentlich genannten Kameramann, Milorad Markovic hier so einiges mit beisteuerte. Caltabiano führte nicht nur Regie, sondern spielte hier übrigens auch gleichzeitig den Five Cents.


Das könnte gut möglich sein, denn sowohl einige Kameraeinstellungen als auch die Eröffnungsszene lassen dies vermuten.
Hinzu gesellen sich einige Auffälligkeiten im Drehbuch, die aber erst kurz darauf im Rahmen seiner eigenen Filmen so richtig zur Geltung kommen sollten.


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