KRIMINAL - Umberto Lenzi

Alles andere aus Bella Italia
Antworten
Benutzeravatar
Richie Pistilli
Beiträge: 3554
Registriert: Sa., 31.10.2020 17:25
Wohnort: Provinzmetropole an Rhein und Mosel
Kontaktdaten:

KRIMINAL - Umberto Lenzi

Beitrag von Richie Pistilli »

pstr1.jpg


Kriminal (IT)
La máscara de Kriminal (ES)
Killing İstanbul'da (TÜR)


IT / ES 1966

R: Umberto Lenzi
D: Glenn Saxson, Helga Liné, Andrea Bosic, Ivano Staccioli, Esmeralda Ruspoli, Mary Arden, Dante Posani, Maria Luisa Rispoli, Franco Fantasia, Rossella Bergamonti u.a.



img2021-11-02-18h54m10s60.png


Italienische Erstaufführung: 23.12.1966

Score: Romano Mussolini

OFDb



01.png
02.png
03.png
04.png

05.png
06.png
07.png
08.png

09.png
10.png
11.png
12.png



Nachdem der gewiefte Superschurke KRIMINAL (Glenn Saxson) seinen Kopf in letzter Sekunde aus der Schlinge retten konnte, die ihm der Henkersknecht einer britischen Haftanstalt bereits im Rahmen der gegen ihn erhobenen Todestrafe um den Hals gelegt hatte, nimmt dieser kurzerhand Reißaus, um sich daraufhin in aller Ruhe seinem nächsten Coup zu widmen. Doch bevor 'Kriminal' bei einem anstehenden Diamanten-Transport mitmischt, bei dem sich bereits mehrere fadenscheinige Gestalten eingeklickt haben, übersendet er dem ermittelnden Inspektor Milton (Andrea Bosic) die englische Krone, die sich der Superschurke auf einem seiner vorausgegangenen Beutezüge illegal angeeignet hatte. Die Rückgabe des königlichen Relikts stellte für ihn die einzige Möglichkeit dar, um um seine polizeilichen Verfolger, die ihm seit seiner spektakulären Flucht aus dem Todestrakt an den Fersen hingen, abschütteln zu können. Doch nachdem mehrere falsche Mitspieler den Diamanten-Coup infiltrierten und die wertvolle Beute in den Bosporus verschoben wurde, reist auch 'Kriminal' auf dem direkten Weg nach Istanbul, um sich die hochkarätigen Klunker endgültig unter den Nagel zu reißen. Was unser Superschurke bis dahin nicht ahnt: Auch Inspektor Milton, der sich mit der Rückgabe der königlichen Krone nicht zufrieden gab, reiste zwischenzeitlich in Istanbul an, um von da an weiterhin an seinen Fersen zu kleben...



13.png
14.png
15.png
16.png

17.png
18.png
19.png
20.png



Eins gleich vorweg: Weder die filmischen Adaptionen der beiden von Max Bunker und Roberto Raviola (Magnus) veröffentlichten 'fumetti neri' KRIMINAL und SATANIK, noch die zahlreichen Verfilmungen italienischer Superhelden können der inszenatorischen Klasse von GEFAHR: DIABOLIK auch nur ansatzweise das Wasser reichen. Während GEFAHR: DIABOLIK erstmals im Jahr 1962 als Comic erschien, folgten zwei Jahre später die beiden Superschurken-Reihen KRIMINAL und SATANIK, bei denen bereits deutlich mehr Sex und Gewalt im Vordergrund standen. Noch toller trieb es der Schauspieler Rosario Borelli, der sich ab 1966 als Inszenator der noch offenherzigeren und gewalttätigeren Fotoroman-Reihe KILLING verantwortlich zeigte. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Superschurken-Comics handelte es sich bei KILLING um keinen gezeichneten Comic, sondern um eine mit Darstellern inszenierte Fotoroman-Reihe, bei der auch namhafte Schauspieler*innen wie beispielsweise Gabriella Giorgelli, Erna Schurer oder Paul Muller in Gastrollen mitwirkten. Obendrein wurden von KILLING mehrere Verfilmungen angefertigt, wobei diese aber nicht von den Italienern, sondern von türkischen Filmproduktionsfirmen unter dem Titel 'KILINK' unautorisiert bewerkstelligt wurden. Eine Gemeinsamkeit weisen aber alle vier der aufgezählten Superschurken-Comics und -verfilmungen auf, nämlich den ständigen Konflikt mit der italienischen Zensurbehörde.


Kommen wir zurück zu KRIMINAL, für dessen filmische Umsetzung sich kein Geringerer als Umberto Lenzi verantwortlich zeigte. Obwohl der Film mit gut aufgelegten Schauspieler*innen besetzt wurde und aufgrund seiner gekonnten Kameraarbeit glänzt, plätschert die Handlung dieses knallbunten Sixty-Unfugs ein wenig vor sich hin, was wiederum Erinnerungen an zahlreiche Eurospy-Vertreter aufkommen lässt. Obwohl der Handlungsflow bei KRIMINAL ein wenig hinkt, lässt sich diese kurzweilige Superschurken-Verfilmung dennoch gut ansehen. Am besten gefiel mir die schauspielerische Leistung der gebürtigen Berlinerin Helga Liné, die im Rahmen einer Doppelrolle die beiden Zwillingsschwestern Inge und Trude verkörpert. Stets in ihrer Nähe treibt der gebürtige Holländer Glenn Saxson in der Rolle des Superschurken KRIMINAL sein Unwesen, der, wenn er nicht gerade wieder seine Identität wechselt, kurzen Prozess mit seinen Gegenspielern macht. Dabei geht er mit diesen im Vergleich zum großmütigen DIABOLIK um einiges schonungsloser um, denn KRIMINAL macht keine Gefangenen. Mit einer gewalttätigen Direktheit, die man von DIABOLIK weniger kennt, schickt KRIMINAL seine Gegner auch ohne nur mit der Wimper zu zucken mit einem One-Way-Ticket straight in Richtung Himmelreich. Dann wäre da noch Ivano Staccioli, dessen zwielichtiger Rollencharakter sich gleich nach dem morgendlichen Aufstehen einen puren Johnny Walker hinter die Binde kippt, den er sich selbst tagtäglich auf dem Weg vom Schlafzimmer ins Bad genüsslich kredenzt. Abgerundet wird die schurkenhafte Sause mit angejazzten Easy-Beats, die der Filmsoundschmiede Romano Mussolinis entsprangen.


Obwohl KRIMINAL der Erfolg auf der großen Leinwand verwährt blieb, folgte zwei Jahre später unter der Regie von Fernando Cerchio eine Fortsetzung mit dem Titel IL MARCHIO DI KRIMINAL, deren Erfolg sich aber auch in Grenzen hielt. Danach war mit den KRIMINAL-Verfilmungen endgültig Schluss.


Fazit: Ein feines Superschurken-Spektakel, bei dem aber inszenatorisch noch ausreichend Luft nach oben bestanden hätte.


25.png
22.0.png
22.3.png
22.6.png

21.png
26.png
27.5.png
32.png

30.png
31.png
32.0.png
28.png

33.0.png
34.png
35.png
36.png








Filmplakate:
► Text zeigen



Filmausschnitte:
► Text zeigen




Score:


Antworten