Giuliano Gemma
IN DEN ADERN HEIẞES BLUT
● VIOLENZA AL SOLE / IN DEN ADERN HEIẞES BLUT / BLOW HOT, BLOW COLD (I|1968)
mit Bibi Andersson, Rosemary Dexter, Gunnar Björnstrand, Amos Davoli, Arturo Pallandino, Elisabetta Bonino, u. a.
eine Produktion der Produzione Intercontinentale Cinematografica | Ultra Film | im Verleih der Warner Bros.
ein Film von Florestano Vancini
»Glauben Sie wirklich, dass man auf nichts im Leben verzichten sollte?«
Noch während Giulio (Giuliano Gemma) und Laetitia (Rosemary Dexter) heftig miteinander flirten und ihre Zuneigung füreinander offen zur Schau stellen, läuft das Schiff, das sie zu ihrer Bühne gemacht haben, vor den Trementi Inseln in Italien ein. Beide werden von einem schwedischen Paar beobachtet, dem Professor für Psychologie Gunnar Lindmark (Gunnar Björnstrand) und dessen jüngerer Frau Margit (Bibi Andersson). Beide Paare steuern das gleiche Ziel an und steigen im selben Hotel ab, bis man sich häufiger über den Weg läuft und in Kontakt kommt. Während sich Laetitia und Giulio die meiste Zeit mit Liebesspielen vertreiben, herrscht zwischen dem schwedischen Ehepaar eine Eiseskälte, und sie üben sich in Enthaltsamkeit. Verborgene Konflikte treten ans Tageslicht, bis es in der idyllischen Urlaubskulisse plötzlich zur Eskalation kommt und das Schicksal unbarmherzig seinen Lauf nimmt...
Bereits der deutsche Titel dieser Produktion legt einen guten Grundstein für die ambivalente Thematik dieser herrlich fotografierten Geschichte. Wo einerseits tatsächlich heißes Blut in den Adern fließt, sieht man andererseits Personen, denen es längst in den Adern gefroren sein muss. Trotz der einladenden Sommeratmosphäre sieht man im weiteren Verlauf immer wieder kürzere Einblendungen einer kalten Schneelandschaft, die sowohl befremdliche als auch charakteristische Züge annehmen wird, um ein Quartett zu charakterisieren, das aus sehr unterschiedlichen Menschen besteht. Im Umkehrschluss wird dies bedeuten, dass jeder dieser Beteiligten genau das erleben wird, was der Titel beschreibt, allerdings auch die andere Seite kennenlernen muss. Der Einstieg in Florestano Vancinis Film ist malerisch und vermittelt eine unbekümmerte und legere Atmosphäre: Urlaub, Ausgelassenheit und Hingabe. Um diesen Eindruck perfekt zu machen, zeigen sich Rosemary Dexter und Giuliano Gemma von ihrer temperamentvollen Seite, außerdem präsentieren sie eine hohe Glaubwürdigkeit innerhalb dieser vor allem sexuell aufgeladenen Konstellation. Sie sind ein schönes Paar, vor allem ist jeder von ihnen aber attraktiv. Ihr Umfeld beobachtet sie und ihr Treiben, sie kümmert es wenig da sie definitiv andere Dinge im Kopf haben. Diese Natürlichkeit provoziert naturgemäß Neid und Missgunst, kalte Blicke und Gerede, sodass man mit Margit und Gunnar quasi zwei Verstärker für diesen Eindruck finden kann. Das Zusammensein spiegelt zunächst keine falschen Untertöne wider, doch innerhalb dieser vermeintlichen Idylle beginnt ein Vulkan aus Eifersucht und Hass zu brodeln. So beginnt die Idylle eigenartigerweise ein beunruhigendes Gefühl zu fabrizieren, was der hauptsächlich ruhige Verlauf nur unterstreichen wird. Es entsteht der Eindruck, dass man es mit einem Beitrag zu tun hat, in dem nicht gerade viel zu passieren scheint, jedoch kommt eine ungeheure Faszination auf, die sowohl von den interessanten Charakteren als auch von der hochwertigen Bearbeitung ausgeht.
"In den Adern heißes Blut" überrascht mit einer vollkommen gegensätzlichen Besetzung. Rosemary Dexter und Giuliano Gemma wissen nicht nur als Paar, sondern auch als interessante Persönlichkeiten zu begeistern. Dem gegenüber steht wiederum das schwedische Paar, das von Bibi Andersson und Günnar Björnstrand gestochen scharfe Konturen bekommt. Gemma und Dexter bringen Feuer und Erotik in den Verlauf und geben dem Titel des Films wortwörtlich einen greifbaren Sinn. Die Kamera interessiert sich dabei für unmittelbare Nähe und Körperbetonung der beiden jungen Verliebten und löst dabei ästhetische Ansprüche auf hohem Niveau; der herbe Kontrast kommt aus Schweden und gibt dem Titel des Films den übertragenen Sinn. Hier wäre zunächst die außergewöhnliche Bibi Andersson zu nennen, die eine Art Schlüsselrolle inne hat und mit fortschreitendem Verlauf immer mehr zum personifizierten Vorwurf wird. Als hervorragendes Stilmittel erweist sich hierbei, dass sie sich ausschließlich in ihrer Landessprache mitteilt, und man als Zuschauer trotzdem eigentlich ganz genau versteht, worum es geht. Außerdem ist die Sprache ihrer müden Augen international verständlich. Diese Variante charakterisiert die Ehe sehr gut, in der es ohnehin nichts mehr zu sagen gibt, außerdem fördert es eine subtile, vor allem aber weitsichtige Spannung. Andersson lässt sich auch von der Hitze der Sonne nicht aufheizen. Sie bleibt kühl, distanziert und augenscheinlich abwesend. »Ich bin sehr gerne mit jungen Menschen zusammen. Ich habe immer das Gefühl, sie geben einem etwas von ihrer Vitalität.« Diesen Satz hört man von ihrem Mann bei einem ausgelassenen Tanzabend, an dem die Zeit still zu stehen und die Erinnerung sich nicht durch den Alltag zu winden scheint. Gunnar Björnstrand macht eine sehr gute Figur als beobachtender Ehemann und Zeitgenosse, der sich selbst die Liebe sachlich zu erklären versucht, und für den gerade die jungen Leute mit ihrer leichtfertigen Art wie ein rotes Tuch wirken müssen. Die Konstellationen machen den Verlauf erst zu dem was er ist, und hierbei entsteht ein fasziniertes Hinschauen, aber oftmals auch der Impuls, bedauernd oder peinlich berührt wegschauen zu wollen.
Florestano Vancinis Film überzeugt fernab des darstellerischen Bereiches mit einem rundum gelungenen und eigenen Profil. Das Panorama sowie die herrliche Bebilderung sorgen zunächst für ein trügerisch-sicheres Gefühl beim Publikum, das nur in kurzen Intervallen durch die Zwischenblenden einer Schneelandschaft gestört wird. Ansonsten erfährt man lange einen reibungslosen Verlauf, dem allerdings zu keiner Zeit so richtig zu trauen ist, doch dieses unbestimmte Gefühl wird wieder in aller Deutlichkeit durch Urlaubsstimmung, Konversation, knisternder Erotik und vor allem einem unbeschwerten Tanzabend relativiert. Ausgelassenheit, Glück, Zuneigung und Freude dominieren das zufällige Aufeinandertreffen unterschiedlicher Personen so nur für eine überschaubare Zeit, da ihr Schicksal ab einem gewissen Zeitpunkt eins wird. Sehr schöne Momente entstehen beispielsweise bei einigen Unterwasser-Szenen, in denen sich die Sonnenstrahlen im Wasser brechen und auf den braun gebrannten Körpern reflektieren. Dabei greift die ohnehin sehr passende Musik sehr gut und vermittelt eine geheimnisvolle Note. Einerseits ist die Architektur der Geschichte recht simpel, aber andererseits kommt es zu einer immer wiederkehrenden, verschachtelten Komplexität, sodass sie letztlich sogar unterschwellig brutale Tendenzen annimmt. Nähe - Distanz, Verwirrung - Ruhe, Unkenntnis - Erkenntnis, Heißblütigkeit - Kaltblütigkeit. Im Großen und Ganzen ist der Regie ein wirklich bemerkenswerter Beitrag gelungen, der mit recht einfachen Mitteln eine hohe Spannung aufbauen kann und klassisch mit Gegensätzen zu spielen weiß. So kommt ein greifbares Roulette der Emotionen zu Stande, das sich aus Gleichgültigkeit, Eifersucht, Neurosen und Hass zusammensetzt, aber ebenso aus Zuneigung, Unbeschwertheit und glücklichen Momenten. "In den Adern heißes Blut" wirkt aufgrund seiner Erzählstruktur und Feinheiten, wie beispielsweise der auffälligen Farbgestaltung und seiner Charaktere wegen, sehr faszinierend und jongliert mit Gegensätzlichkeiten, die in den richtigen Momenten schockierende Züge annehmen werden. Ein überzeugender und fesselnder Film.
Bereits der deutsche Titel dieser Produktion legt einen guten Grundstein für die ambivalente Thematik dieser herrlich fotografierten Geschichte. Wo einerseits tatsächlich heißes Blut in den Adern fließt, sieht man andererseits Personen, denen es längst in den Adern gefroren sein muss. Trotz der einladenden Sommeratmosphäre sieht man im weiteren Verlauf immer wieder kürzere Einblendungen einer kalten Schneelandschaft, die sowohl befremdliche als auch charakteristische Züge annehmen wird, um ein Quartett zu charakterisieren, das aus sehr unterschiedlichen Menschen besteht. Im Umkehrschluss wird dies bedeuten, dass jeder dieser Beteiligten genau das erleben wird, was der Titel beschreibt, allerdings auch die andere Seite kennenlernen muss. Der Einstieg in Florestano Vancinis Film ist malerisch und vermittelt eine unbekümmerte und legere Atmosphäre: Urlaub, Ausgelassenheit und Hingabe. Um diesen Eindruck perfekt zu machen, zeigen sich Rosemary Dexter und Giuliano Gemma von ihrer temperamentvollen Seite, außerdem präsentieren sie eine hohe Glaubwürdigkeit innerhalb dieser vor allem sexuell aufgeladenen Konstellation. Sie sind ein schönes Paar, vor allem ist jeder von ihnen aber attraktiv. Ihr Umfeld beobachtet sie und ihr Treiben, sie kümmert es wenig da sie definitiv andere Dinge im Kopf haben. Diese Natürlichkeit provoziert naturgemäß Neid und Missgunst, kalte Blicke und Gerede, sodass man mit Margit und Gunnar quasi zwei Verstärker für diesen Eindruck finden kann. Das Zusammensein spiegelt zunächst keine falschen Untertöne wider, doch innerhalb dieser vermeintlichen Idylle beginnt ein Vulkan aus Eifersucht und Hass zu brodeln. So beginnt die Idylle eigenartigerweise ein beunruhigendes Gefühl zu fabrizieren, was der hauptsächlich ruhige Verlauf nur unterstreichen wird. Es entsteht der Eindruck, dass man es mit einem Beitrag zu tun hat, in dem nicht gerade viel zu passieren scheint, jedoch kommt eine ungeheure Faszination auf, die sowohl von den interessanten Charakteren als auch von der hochwertigen Bearbeitung ausgeht.
"In den Adern heißes Blut" überrascht mit einer vollkommen gegensätzlichen Besetzung. Rosemary Dexter und Giuliano Gemma wissen nicht nur als Paar, sondern auch als interessante Persönlichkeiten zu begeistern. Dem gegenüber steht wiederum das schwedische Paar, das von Bibi Andersson und Günnar Björnstrand gestochen scharfe Konturen bekommt. Gemma und Dexter bringen Feuer und Erotik in den Verlauf und geben dem Titel des Films wortwörtlich einen greifbaren Sinn. Die Kamera interessiert sich dabei für unmittelbare Nähe und Körperbetonung der beiden jungen Verliebten und löst dabei ästhetische Ansprüche auf hohem Niveau; der herbe Kontrast kommt aus Schweden und gibt dem Titel des Films den übertragenen Sinn. Hier wäre zunächst die außergewöhnliche Bibi Andersson zu nennen, die eine Art Schlüsselrolle inne hat und mit fortschreitendem Verlauf immer mehr zum personifizierten Vorwurf wird. Als hervorragendes Stilmittel erweist sich hierbei, dass sie sich ausschließlich in ihrer Landessprache mitteilt, und man als Zuschauer trotzdem eigentlich ganz genau versteht, worum es geht. Außerdem ist die Sprache ihrer müden Augen international verständlich. Diese Variante charakterisiert die Ehe sehr gut, in der es ohnehin nichts mehr zu sagen gibt, außerdem fördert es eine subtile, vor allem aber weitsichtige Spannung. Andersson lässt sich auch von der Hitze der Sonne nicht aufheizen. Sie bleibt kühl, distanziert und augenscheinlich abwesend. »Ich bin sehr gerne mit jungen Menschen zusammen. Ich habe immer das Gefühl, sie geben einem etwas von ihrer Vitalität.« Diesen Satz hört man von ihrem Mann bei einem ausgelassenen Tanzabend, an dem die Zeit still zu stehen und die Erinnerung sich nicht durch den Alltag zu winden scheint. Gunnar Björnstrand macht eine sehr gute Figur als beobachtender Ehemann und Zeitgenosse, der sich selbst die Liebe sachlich zu erklären versucht, und für den gerade die jungen Leute mit ihrer leichtfertigen Art wie ein rotes Tuch wirken müssen. Die Konstellationen machen den Verlauf erst zu dem was er ist, und hierbei entsteht ein fasziniertes Hinschauen, aber oftmals auch der Impuls, bedauernd oder peinlich berührt wegschauen zu wollen.
Florestano Vancinis Film überzeugt fernab des darstellerischen Bereiches mit einem rundum gelungenen und eigenen Profil. Das Panorama sowie die herrliche Bebilderung sorgen zunächst für ein trügerisch-sicheres Gefühl beim Publikum, das nur in kurzen Intervallen durch die Zwischenblenden einer Schneelandschaft gestört wird. Ansonsten erfährt man lange einen reibungslosen Verlauf, dem allerdings zu keiner Zeit so richtig zu trauen ist, doch dieses unbestimmte Gefühl wird wieder in aller Deutlichkeit durch Urlaubsstimmung, Konversation, knisternder Erotik und vor allem einem unbeschwerten Tanzabend relativiert. Ausgelassenheit, Glück, Zuneigung und Freude dominieren das zufällige Aufeinandertreffen unterschiedlicher Personen so nur für eine überschaubare Zeit, da ihr Schicksal ab einem gewissen Zeitpunkt eins wird. Sehr schöne Momente entstehen beispielsweise bei einigen Unterwasser-Szenen, in denen sich die Sonnenstrahlen im Wasser brechen und auf den braun gebrannten Körpern reflektieren. Dabei greift die ohnehin sehr passende Musik sehr gut und vermittelt eine geheimnisvolle Note. Einerseits ist die Architektur der Geschichte recht simpel, aber andererseits kommt es zu einer immer wiederkehrenden, verschachtelten Komplexität, sodass sie letztlich sogar unterschwellig brutale Tendenzen annimmt. Nähe - Distanz, Verwirrung - Ruhe, Unkenntnis - Erkenntnis, Heißblütigkeit - Kaltblütigkeit. Im Großen und Ganzen ist der Regie ein wirklich bemerkenswerter Beitrag gelungen, der mit recht einfachen Mitteln eine hohe Spannung aufbauen kann und klassisch mit Gegensätzen zu spielen weiß. So kommt ein greifbares Roulette der Emotionen zu Stande, das sich aus Gleichgültigkeit, Eifersucht, Neurosen und Hass zusammensetzt, aber ebenso aus Zuneigung, Unbeschwertheit und glücklichen Momenten. "In den Adern heißes Blut" wirkt aufgrund seiner Erzählstruktur und Feinheiten, wie beispielsweise der auffälligen Farbgestaltung und seiner Charaktere wegen, sehr faszinierend und jongliert mit Gegensätzlichkeiten, die in den richtigen Momenten schockierende Züge annehmen werden. Ein überzeugender und fesselnder Film.