EMMANUELLE - IM TEUFELSKREIS DER LEIDENSCHAFT - Jean-Marie Pallardy

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Sid Vicious
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EMMANUELLE - IM TEUFELSKREIS DER LEIDENSCHAFT - Jean-Marie Pallardy

Beitrag von Sid Vicious »

Originaltitel: Le journal érotique d'une Thailandaise
Regisseur: Jean-Marie Pallardy
Kamera: Christian Dubus
Musik: Marcello Giombini
Drehbuch: Jean-Marie Pallardy
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302172_f.jpg (37.68 KiB) 1360 mal betrachtet
Der Fotograf (vielleicht ist er auch Agent oder Privatdetektiv) Paul Vernon reist gemeinsam mit zwei Fotomodellen, Claudine und Yvonne, nach Thailand, um dort einige Fotosessions durchzuführen. In Bangkok eingetroffen bringt Paul auch postwendend den Auslöser seiner Kamera zum „Glühen“ sowie seine abgelichteten Modelle die Kameralinse zum „Schmelzen“. Aber insgeheim (man kann es nicht eindeutig entschlüsseln) scheint der findige Lebemann vom ewigen Fotografieren gelangweilt und stattdessen auf der Suche nach einer prickelnden Story. Diese wittert er in einem Massagesalon, wo er eine der Lustsklavinnen (Clito) kennen und (auch das noch) lieben lernt. Nachdem sich die asiatische Schönheit auch außerhalb ihrer Arbeitszeit mit Paul vergnügt, steht mächtig viel Ärger ins (Freuden)Haus, denn eine Zuhälterorganisation fordert den Franzosen auf, umgehend das Land zu verlassen, ansonsten …

Beim „Massagesalon blutjunger Mädchen“ lässt sich keine wirklich koordinierte Story ausmachen. Selbst die wahre Identität des Hauptprotagonisten bleibt, wie ich es innert der Inhaltsangabe bereits anriss, über das Filmende hinaus ein Rätsel. Bei derart gelagerten Filmen empfiehlt es sich freilich, die jeweilige zentrale Figur als Journalist/in deklarieren, wie man es immerzu am Beispiel der schneidigen und optisch atemberaubenden Ikone des (italienischen) Sexploitationfilms, Em(m)anuelle, praktizierte. Ein Name, der (in unterschiedlichen Schreibvariationen) vornehmlich mit zwei Protagonistinnen in Verbindung gebracht wird: Laura Gemser und Sylvia Kristel. Zwei unterschiedliche Filmfrauentypen, die in ebenfalls divergierende Bildkompositionen beheimatet sind. Einerseits die künstlerisch-anspruchsvollen Bilder von Richard Suzuki und Robert Fraisse, anderseits die sleezige Fotografie eines Joe D'Amato, welche allerdings gemeinsam, also ungeachtet ihrer enormen Fotografiedivergenz, als unverzichtbare Ingredienzien des, grob formuliert: Erotikkinos regieren.

Der Name Emmanuelle und seine Erfolgsstory führten vermutlich den deutschen Videovertrieb in die Versuchung „Le Journal érotique d'une Thailandaise“ den entsprechenden wie erfolgsversprechenden Emmanuelle-Stempel aufzudrücken und demgemäß als „Emmanuelle - Im Teufelskreis der Leidenschaft“ zu vermarkten. Was allerdings hinter dieser reißerischen Firmierung steckt - ist herzlich wenig. Und wenn man bedenkt, dass die Hauptfigur nicht feminin, sondern maskulin, der Pornodarsteller, Filmschauspieler und Regisseur Jean-Marie Pallardy, ist, dann erfüllt die Umschreibung alle Vorraussetzungen, um den Ansprüchen als Mogelpackung gerecht zu werden.

Pallardy hatte sich an diversen Genres wie Action und Eurospy versucht, bis er schlussendlich beim erotischen- und pornografischen Film hängen blieb. Seine Wege sollten HC-Hausnummern wie Olinka Hardiman, Karin Schubert, Diane Dubois und Richard Allan kreuzen. Bei „Emmanuelle - Im Teufelskreis der Leidenschaft“, der in Deutschland (wie die Headline dieser Besprechung propagiert) auch als „Massagesalon blutjunger Mädchen“ firmiert, arbeitete Jean-Marie mit Brigitte Lahaie, France Lomay, Marilyn Jess und Gabriel Pontello zusammen. Wobei die beiden Letztgenannten lediglich mit Cameoauftritten (zu Beginn des Films) ausgestattet wurden.

Egal, denn Biggi und France stehen (oder liegen) dem Hauptdarsteller und Regisseur jederzeit als Reisebegleitungen zur Seite. Die beiden Schönheiten fungieren in den Rollen der Fotomodelle, Claudine und Yvonne, als ein Teil dessen, was irgendwie nicht so recht in die Spur finden mag. Es wird zwar der Versuch gestartet eine halbwegs gescheite Story zu konstruieren, allerdings geht Pallardy mit der gut gemeinten Absicht ziemlich schludrig um. So wird beispielsweise die Möglichkeit, die untragbaren Prostitutionszustände in Thailand anzuprangern, nur teilweise ausgenutzt und somit auf ein mögliches Ausspielen der sozialkritischen Karte verzichtet. Zudem werden (ich sprach es ja bereits an) dem Zuschauer unabdingliche Hintergrundinformationen vorenthalten, sodass man sich in einem undurchsichtigen und banalen Erotikfilm wieder findet, der seine (wie bereits erwähnt, zumindest gut gemeinten) melodramatischen Ansätze eher drollig transportiert und zudem (sehen wir mal von Biggis Duschszene ab) nicht einmal erotisch ist.

Die deutsche Synchronisation fällt hingegen recht ordentlich aus und über die einhergehend gelieferten Kalauer konnte ich tatsächlich lachen. Mithilfe dieses speziellen Humors kann der Film allerdings nur selten aus seiner Lethargie herausgerissen werden. So bleibt zum zuschauerlichen Trost eigentlich nur die HC-Legende Brigitte Lahaie, die freilich dermaßen heiß aussieht, dass sie die winterlichen Heizkosten des Zuschauers deutlich senken kann. Aber das sollte eh niemanden wundern, schließlich lehrte uns Zlatan Ibrahimovic während einer Pressekonferenz bei der Fußball EM 2016: „Eine Legende kann immer liefern!“

„Massagesalon blutjunger Mädchen“ ist freilich alles andere als legendär und sehr wohl verzichtbar. Somit schließe ich die Besprechung mit der Standartfloskel: Kann man sich anschauen, muss man aber wirklich nicht.
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