DAS GOLD DER CAESAREN - André De Toth, Sabatino Ciuffini, Riccardo Freda

Von Herkules bis zu den drei Musketieren: Italienische Geschichtsstunden der abenteuerlichen Art
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Sid Vicious
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DAS GOLD DER CAESAREN - André De Toth, Sabatino Ciuffini, Riccardo Freda

Beitrag von Sid Vicious »

Originaltitel: Oro per i Cesari
Regisseur: André De Toth, Sabatino Ciuffini, Riccardo Freda
Kamera: Raffaele Masciocchi
Musik: Franco Mannino
Drehbuch: Sabatino Ciuffini, Millard Lampell, Arnold Perl, Florence A. Seward
Darsteller: Jeffrey Hunter, Mylène Demongeot, Ron Randell, Massimo Girotti, Giulio Bosetti, Ettore Manni, Georges Lycan, Furio Meniconi, Omero Capanna, Tonino Cervi, Gianni Di Segni, Laura Nucci, Jacques Stany
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Cornelius Gajus Maximus, kaiserlicher Prokonsul und Statthalter von Spanien, nimmt die Gerüchte, welche sich um den kaiserlichen Thron ranken, sehr ernst. Schließlich prophezeien die Leibärzte dem amtierenden Kaiser Domitian eine spärliche Anzahl von Sonnenaufgängen. Und Maximus gilt neben Trajan als hoffnungsvollster Anwärter auf die Thronfolge. Doch wer das kaiserliche Zepter zukünftig schwingen will, der benötigt Reichtum, um ggf. notwendige Wählerstimmen zu kaufen. Folglich schickt Maximus seinen Bauarchitekten, den Sklaven Lacer, mit einer vielköpfigen Gruppe von Sklaven auf eine beschwerliche Reise in die von Kelten bevölkerten Berge, damit die Leibeigenen das notwendige Gold suchen und zu Tage fördern. Für Lacer steht eine Menge auf dem Spiel, denn Maximus setzt auf eine Gleichung, deren Ergebnis den logischen Konstruktionen aus dem mathematischen Inventar des Pythagoras verpflichtet ist: Hat Lacer Erfolg, so gewährt ihm Maximus die Freiheit. Sollte Lacer scheitern, so würde sein Versagen mit dem Tod honoriert.

Metro-Goldwyn-Mayer plante 1961 die Verfilmung von Florence A. Sewards Roman „Gold for the Caesars“. Die Verantwortlichen nahmen allerdings von dem Projekt Abstand und steckten stattdessen eine stolze Geldsumme in KÖNIG DER KÖNIGE. Aus dem großen Vorhaben (GOLD FOR THE CAESARS) wurde lediglich eine südeuropäische Low Budget Produktion, die inhaltlich deutlich von Sewards Roman abwich. Die Regie sollte der - gemäß Mylène Demongeot - passionierte Golfspieler André De Toth übernehmen, der jedoch bereits am zweiten Drehtag das Set verlassen sollte. Infolgedessen ging die inszenatorische Leitung an Sabatino Ciuffini und Riccardo Freda, wobei Zweitgenannter lediglich die Second Unit leitete. Fotografiert wurde im Süden der Region Umbrien, in der Nähe von Terni. Die filmhistorische Gemeinsamkeit das MGM sich gegen das Projekt DAS GOLD DER CAESAREN entschied und stattdessen in KÖNIG DER KÖNIGE investierte, ist die erste filmhistorische Gemeinsamkeit, welche die beiden Filme verbindet. Eine weitere definiert sich über Jeffrey Hunter, der in DAS GOLD DER CAESAREN als Hauptdarsteller und in MGM´s KÖNIG DER KÖNIGE in der Rolle des Jesus Christus zu sehen ist. 5 Jahre zuvor spielte er in dem nach meinem Dafürhalten besten Western aller Zeiten, DER SCHWARZE FALKE, die Rolle des Halbbluts Martin Pawley. Auch wenn Jeffrey einige Jahre später erneut für John Ford (als Reporter Frank Skeffington in DAS LETZTE HURRA und als Lieutenant Tom Cantrell in dem großartigen DER SCHWARZE SERGEANT) vor der Kamera stand, schaffte er einfach nicht den ganz großen Durchbruch und war vornehmlich in kostengünstig inszenierten Filmen (zu denen sehenswerte Westernproduktionen wie SCHIESS ODER STIRB, RÄCHER DER ENTERBTEN als auch DIE FURCHTLOSEN zählen) aktiv.

In DAS GOLD DER CAESAREN gibt Hunter den Sklaven Lacer, der als Architekt werkt und im Anschluss an (s)eine erfolgreich gelei(s)tete Arbeit (der Bau einer pompösen Brücke) auch als Hurenbock zum Einsatz kommt. Jener Lacer lässt sich blitzschnell als der Held der anstehen ca. 80 Filmminuten ausmachen. Denn Lacer hat Mut und Lacer hat Köpfchen - auch wenn manche Nahaufnahmen seines Konterfeis nicht auf einen überaus intelligenten Zeitgenossen schließen lassen. Maximus sieht das nicht ganz so knapp und bescheinigt seinem Baumeister die vollste Zufriedenheit. Und wer Zufriedenheit aktiviert, dem ist es hin und wieder auch gestattet, den Oberaufseher darauf hinzuweisen, dass der passionierte Peitschenschwinger seine Kompetenzen nicht überschätzen sollte. Lacer ist nun mal der Held der (Sklaven-)Arbeit. Und jener Held erhält – wie bereits angemerkt – nach erfolgreicher Arbeit die Möglichkeit zu saufen, zu fressen und rumzuhuren. Ein Privileg, dass zumindest einmal pro Jahr allen Sklaven zusteht, denn sie saufen in dieser Nacht aus dem selben Krug wie ihre Gebieter. Cheerio!

Den Gebieter aller Gebieter, den sterbenskranken Kaiser Domitian, lernen wir in diesem Film nicht kennen. Stattdessen werden wir von der Anwesenheit des Cornelius Gajus Maximus (gespielt von Massimo Girotti) mehr oder minder beglückt. Girotti reflektiert in der Rolle des Maximus einen Philosophen wie Poeten, der mit wachsender Spielzeit zu einem jammernden Pessimisten reift. Ihm zur Seite steht der Realist Sipio, der Diebstahl und Verrat als Vater und Mutter der Macht etikettiert. Scipio ist der Denker und Taktiker, der die Politik der kleinen Nadelstiche favorisiert. Ein Karrieremensch, den man mit Vorsicht genießen sollte. Ein Karrieremensch, dem bewusst ist, dass in den Bergen (in denen sich die Kelten aufhalten) eine Menge Gold lagert, das Maximus benötigt, um Senatoren oder sonstiges korruptes Gesindel zu bestechen, die ihn auf dem Weg zum Kaiserthron von Nutzen sein könnten.

Die Suche kann und soll demzufolge beginnen. Ja klar, aber viel mehr passiert in diesem Film auch nicht, denn Spannung wird fortlaufend vom römischen Abwehrriegel abgeschirmt. Also versucht man vor der Glotze irgendwie die Zeit umzukriegen, hofft auf den finalen Clou, der für die erlittene Enui entschädigt - aber nichts dergleichen geschieht.

Folglich berichte ich ein wenig von drolligen Unzulänglichkeiten, die mir den einen oder anderen Schmunzler spendierten. So will uns beispielsweise der Kameramann einen Steinschlag vermitteln, indem er (wie dereinst Sid Vicious als er den Pogo aus der Londoner Taufschale hob) emsig auf der Stelle hüpfte. Boing, boing, boing… Autsch.

Die finale Schlacht wurde im Studio inszeniert. Das Hintergrundbild könnte einem Sudtiroler Heimatabend entliehen sein. Natürlich hat man Derartiges in diversen Peplum-Vehikeln aus Gründen der Kosteneinsparung häufig praktiziert. Die Verantwortlichen waren allerdings zumeist bestrebt, dem Auge des Zuschauers etwas vorzugaukeln, ergo es zu täuschen. Und eben diesen guten Willen (die damaligen Kameraleute und Schnitttechniker hatten einige Tricks auf Lager, mit denen sie das symbolische U zu einem symbolischen X machten) kann ich nicht erkennen. Das jederzeit lästernswerte Hintergrundbild könnte sehr wohl den Bühnenhintergrund einer Ganghofer-Aufführung am Tegernsee bilden oder im Tiroler Alpenland die Stubenwände der beiden keuschen und streng konservativen Bauern Felix und Kurt (DER IRRE VOM ZOMBIEHOF) aufhübschen, aber als Hintergrund für eine adäquate Filmschlacht ist es einfach unzureichend.

Da beim GOLD DER CAESAREN so manches nicht aufgehübscht wurde, weil der Geldbeutel es den Verantwortlichen einfach nicht ermöglichte oder weil man schlicht und ergreifend keine Lust dazu hatte, ist Mylène Demongeot das hübsche Schmuckstück im römischen Sklavenensemble. Sie verkörpert das von zwei Männern begehrte love interest Penelope. Ihre Verehrer sind der Held (Lacer) und der Jammerlappen (Cornelius Gajus Maximus). Penelope und Lacer halten sich innerhalb dieser Dreieckskonstellation für unwiderstehlich. Der Dritte, Maximus, scheint sich eh keine großen Chancen auszurechnen, was ihn in letzter Konsequenz gar peripher tangiert. Es kommt demnach zu keinem wirklichen Konkurrenzkampf um die Herzensdame, also zu keinen Eifersüchteleien, sodass jenes Dreieckspiel nicht ausgereizt wird und quasi überflüssig ist.

DAS GOLD DER CAESAREN liefert nicht wirklich viel, was den Film zu einem sehenswerten Genrevertreter küren könnte. Actionmomente sind rar gesät, die dito wenigen Intrigen sind nicht wirklich spannungsfördernd und Fotografie als auch Montage lassen manches Defizit erkennen. Man merkt, dass hier im Eilverfahren gewerkt wurde.
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