● HELGA MARLO als CHARLOTTE ULMER in
KOMMISSAR FREYTAG - ZAMPO, DER GERECHTE (D|1966)
Helga Marlos Karriere nahm Fahrt in bekannten deutschen Kriminal-Reihen auf, in denen sie Charaktere aller Couleur angenommen hatte, auch wenn sich dies in kleinerem Rahmen abspielen sollte. In der sich bereits dem Ende zuneigenden Serie "Kommissar Freytag" ist Helga Marlo in der Rolle der Oberbürgermeister-Gattin Charlotte Ulmer zu sehen - ein Part, der wie für sie gemacht zu sein scheint, zumal sie eine bemerkenswert damenhafte Ausstrahlung zu vermitteln weiß, die dem Anschein nach mit einer gehoben-bürgerlichen Attitüde gekoppelt ist, was sie völlig greifbar erscheinen lässt. Frau Ulmer scheint die Managerin ihres Tagesablaufs und den dazugehörigen gesellschaftlichen Pflichten zu sein. Gewisse Arbeiten erledigt das Dienstmädchen, die Erziehung der noch kleineren Kinder ist in den wichtigsten Bereichen wohl Chefinnensache. Helga Marlo fällt bereits in ihren ersten Einstellungen überaus positiv auf, zumal sie in diesem Fall einen neutralen Charakter zum Besten gibt, der in den Radius der möglichen Opferrolle gebracht wird. Ihr Mann erhält Drohbriefe von einem Unbekannten der sich einfach nur "Zampo" nennt. Die Hintergründe sind bislang unklar, obwohl Kommissar Freytag bereits am Ermitteln ist. »Die Stunde der Abrechnung ist gekommen. Noch ehe die Mittagsglocke schlägt, wird deine Sippe die Zeche bezahlen! Zampo, der Gerechte.« Dieser Brief erreicht den Kommunalpolitiker in seinem Büro, der umgehend seine Gattin anruft. Am Telefon wird Charlotte Ulmer eindringlich von ihrem Mann gewarnt, das Haus mit den Kindern und dem Dienstmädchen zu verlassen, zumal ein Päckchen abgegeben wurde, dessen Absender eben der des Phantoms ist, außerdem tickt wie eine Uhr. Hals über Kopf rennt die Familie aus dem Haus, die Polizei trifft zur selben Zeit ein, bis tatsächlich eine Bombe hochgeht. Der Zuschauer bekommt unmittelbar zu spüren, dass es denkbar knapp gewesen ist. Diese ersten Szenen zeichnen eine bedrohliche Atmosphäre, in der Charlotte Ulmer sich als eigentlich Unbeteiligte befindet, wenn sie ihrem Ehemann nicht bedingungslos als treue Ehefrau zur Seite stehen würde.
Wie erwähnt macht die immer noch attraktive Interpretin einen sehr soliden Eindruck in ihren wenigen Einstellungen, denn sie kann sich der Situation und dem Ambiente perfekt und mit Leichtigkeit anpassen. Einige Kostproben ihrer Körpersprache, Stimmfärbung und Ausstrahlung machen sehr viel aus wenig Screentime, doch der Zuschauer ahnt, dass die verängstigte und aufgebrachte Frau nachhaken wird, spätestens wenn die Verhöre durch den Kommissar angestrengt werden, der offensichtlich keine Gefahr scheut. Doch was veranlasst den Unbekannten beziehungsweise vielleicht sogar Geisteskranken, zu solch drastischen Mitteln bei seiner Zielscheibe zu greifen? Frau Ulmer wirkt ratlos aber ebenso diskret, da die Angelegenheit ohne die Öffentlichkeit geklärt werden sollte. Helga Marlo hatte zu dieser Zeit eine Marktlücke entdeckt, denn sie spielte fortan Frauenrollen, von denen es lange hieß, dass keinerlei Rollen für sie zu vergeben seien. Vielleicht gehört zur Wahrheit dazu, dass andere Kolleginnen solche marginalen Rollen erst gar nicht angenommen hätten, da sie sicherlich fernab der Rentabilität verbucht werden mussten. Für eine Schauspielerin, die erst Fuß fassen wollte, kamen Engagements in bekannten Serien, die naturgemäß ein breites Publikum erreichen sollten, gerade recht, bis sie sich schließlich einen Namen als Elga Machaty in anderen Produktionen zu machen versuchte. Der Auftritt der Charlotte Ulmer bleibt nicht unbedingt im Gedächtnis, da es sich doch um eine sehr begrenzte Art der Möglichkeit handelt. Bezieht man die kurze Auftrittsdauer auf die der Serien-Episode, bleibt jedoch alles im Rahmen. Es ist am Ende doch etwas schade, dass man Helga Marlo nicht noch einmal gegen Ende der Episode sieht, oder wenigstens bei Befragungen durch den Kommissar, aber sie hinterlässt in ihrem Mini-Auftritt einen guten Eindruck dank guter Performance, die der Folge "Zampo, der Gerechte" sehr gut steht. Für Marlo sollten noch einige weitere Auftritte in kriminalistischen Vorabendserien folgen, auch wenn sich heute kaum mehr jemand an sie erinnert, denn dafür war ihre Schaffensperiode insgesamt zu kurz, auch wenn sie breit aufgestellt war.